Stadtverband Dortmunder Gartenvereine e. V.
Spannende Exkursion nach Solingen mit der Dortmunder Fachberatung
Der Garten Ulbrich
Nach einer schönen Busfahrt durchs Bergische Land war unser erstes Ziel der Garten Ulbrich in der Klingenstadt Solingen. Thorsten Ulbrich und Marcus Vogel haben auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei der Urgroßeltern von Thorsten Ulbrich ein traumhaftes Paradies erschaffen. In 25 Jahren entstanden dort aus den Mauerresten der Gewächshäuser zu verschiedenen Themenbereichen zwölf Gartenzimmer auf insgesamt 8000 Quadratmetern Fläche mit circa 1500 Arten von Pflanzen und Gehölzen. Man könnte auch sagen, in diesen Gartenräumen werden Träume wahr. Das kreative Zusammenspiel von Gartenkunst, zahlreichen Pflanzen und Gehölzen, architektonischen Artefakten und selbst errichteten Gebäuden war so ziemlich das Eindrucksvollste, das ich in dieser Art bislang gesehen habe. Schon im Eingangsbereich erblickten wir viele Pflanzen und zahlreiche Skulpturen, teilweise aus Rostkunst, teilweise aus Stein, die wie ein Gesamtkunstwerk dekoriert waren. Überall in der Anlage findet man Treppchen, Laubengänge und steinerne Torbögen, die die Spannung auf das nächste Gartenzimmer erhöhen.
Kloster- und Staudengarten
Wie uns Marcus Vogel bei der Führung berichtete, pflegt er mit nur einem Gärtner, der einmal pro Woche die Hecken schneidet, und einer 450-Euro-Kraft das riesige Gelände alleine – immer ein Gartenzimmer pro Woche. Das ist eigentlich nur möglich, weil alle Pflanzen komplett den Boden bedecken.
Als erstes betraten wir den Klostergarten in Kreuzform mit einem Wasserbecken als Symbol des Lebens und einer Skulptur der heiligen Elisabeth von Thüringen, die für ihre Mildtätigkeit bekannt war. Im Staudengarten wurden uns die Kakifrucht und der Milchorangenbaum nahegebracht.
Der Hochzeitsgarten
Ein Höhepunkt war der Hochzeitsgarten, in dem tatsächlich als Außenstelle des Standesamts Hochzeiten stattfinden. Das 16 mal 2,5 Meter große Wasserbecken ist zentral auf eine zauberhafte kleine Kapelle ausgerichtet, die in fünfjähriger Eigenarbeit errichtet wurde. Dabei haben alle Steine und Hölzer, die verbaut wurden, ihre eigene Geschichte. So stammt der Boden der Kapelle aus einem Restposten für ein Kreuzfahrtschiff von der Meyer-Werft in Papenburg. Auch alte Grabplatten vom Friedhof wurden einer neuen Verwendung zugeführt. Die Mutter Gottes, die heilige Bernadette und viele Deko-Elemente wurden im Laufe der Jahre gesammelt.
Der verbotene Garten
Der sogenannte „Verbotene Garten“ war ursprünglich ein zugewucherter Komposthaufen. Hier wurde auch die Heizung für die Gewächshäuser betrieben. Heute ziert eine abwechslungsreiche Bepflanzung aus Karden und Silberdisteln, Rosen und Gräsern das Gelände. Als außergewöhnliche Pflanzen sind dort ein Tulpen- und ein Maulbeerbaum zu nennen, besonders eindrucksvoll der aus Asien stammende Reispapierbaum mit seinen riesigen gefingerten Blättern. Den hätten wir am liebsten mitgenommen.
Das „Marokko-Haus“
Das neuste Gebäude nennt sich „Marokko“, gebaut aus einem alten Gewächshaus. Bunt und orientalisch kommt es daher, mit einem selbst gebauten Tiffani-Fenster, spitz zulaufenden Torbögen und Fenstern und rustikalen blauen Türen. Die Fenster vom Trödel und eine Tür vom Baustoffhändler wurden dafür neu aufgearbeitet und farbig gestaltet. Auch hier wurde im Zusammenhang mit der luftigen Bepflanzung ein sehenswertes, kreatives Gesamtkunstwerk geschaffen. Oben auf dem Schornstein wachte der hauseigene Pfau, der mit einer Schar von Hühnern, Bienen und einer schwarzen Katze das Grundstück mit Leben füllt.
Der mediterrane Garten
Der letzte Teil der Führung zeigte uns den noch im Bau befindlichen mediterranen Bereich. Neben einer Weidenhecke und Freilandingwer konnte man dort die Palme Yucca rostrata bewundern. Diese winterharte Pflanze liebt es sonnig und kommt mit nur sehr wenig Wasser aus.
Gartencafé und Verkaufsladen
Auch das gemütliche Gartencafé, direkt an einem großen, mit Seerosen bedeckten Teich gelegen, ließ gestalterisch keine Wünsche offen. Hier konnte man bei Kaffee und leckerem Kuchen relaxen. Wer am Schluss das stille Örtchen besuchte, wurde auch dort von dem künstlerischen Ambiente überrascht. In den Hinterzimmern wurden abwechslungsreiche Dekorationsgegenstände mit viel Glitzer und Gold für die Hochzeitsfeiern gelagert.
So eingestimmt war es kein Wunder, dass sich viele Teilnehmer in dem kleinen Verkaufsladen mit zahlreichen ausgesuchten Blumen und Deko-Artikeln eindeckten.
Fazit: Diese Gärtnerei ist absolut sehenswert.
Schloss Burg
Unser nächstes Ziel war das 110 Meter hoch über der Wupper thronende „Schloss Burg“. Die Seilbahn entpuppte sich als offener Sessellift, der ziemlich senkrecht den Berg hoch führte. Dieses Abenteuer haben auch aufgrund des kalten Windes nicht alle mitgemacht. Sie bevorzugten die bequeme Busfahrt hoch zur Burg. Schon am Fuß des Berges fielen die vielen wunderschönen Fachwerkhäuser auf. Oben angekommen, suchten wir als erstes eine der tollen alten Gaststätten mit Ausblick auf. Die Aussicht auf die Wupper und die Berge des Bergischen Lands war sensationell. Gestärkt erkundeten wir im Hof des Schlosses die Kunstgewerbe- und Antikläden und eine Zwieback-Manufaktur, in der als örtliche Spezialität die unterschiedlichsten Zwieback-Kreationen angeboten wurden.
Die Burg
Die gut erhaltene Burg mit ihren Zinnen, gewaltigen Torbögen, schmalen gepflasterten Gassen, Innenhöfen und dem Bergfried ist ein Blickfang. Ihre Ursprünge reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Sie war im Mittelalter im Besitz der Grafen von Berg. Mit viel Humor brachte uns Fremdenführer Kevin mit leicht amerikanischem Zungenschlag das höfische Leben auf der Burg nahe.
Das höfische Leben im Mittelalter
Die Grafen von Berg gehörten zu einem Adelsgeschlecht, das im Laufe der Jahrhunderte viele Kriege und Konflikte führte und das es verstand, den eigenen Wohlstand und den seiner Untertanen zu mehren. Der Bergfried mit seinen drei Meter dicken Mauern konnte 180 Menschen vier Monate lang schützen.
Die Ritter selbst schützten sich mit Ketten- und später Plattenrüstungen, die ein erhebliches Gewicht aufwiesen und äußerst unbequem waren. Durch das Visier des Helms konnte man kaum etwas sehen.
Besonders bekannt war die Schlacht von Worringen, bei der 8000 Soldaten kämpften und der Erzbischof von Köln ein Jahr lang gefangen genommen wurde, weil er eine Rüstung trug und somit Kriegsteilnehmer war. Er wurde für ein Lösegeld von 12.660 Silbertalern wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die Frauen galten damals als gut betucht, wenn sie sich rote Umhänge leisten konnten, die mit Hilfe von unzähligen Purpurschnecken gefärbt und deshalb äußerst wertvoll waren. Durch geschickte Diplomatie und Heiratsbeziehungen versuchte das Adelsgeschlecht, seine Macht und Stärke zu erweitern. Verheiratete Frauen trugen eine Haube, daher das Sprichwort: „Sie ist unter der Haube.“
Lange spitze Schnabelschuhe galten als Zeichen für Reichtum: „Er lebt auf großem Fuß.“
Die hygienischen Verhältnisse waren für unser Empfinden unvorstellbar. Man wusch sich so gut wie gar nicht, außer zu Pfingsten, denn Wasser war des Teufels. Als Toilette diente ein Loch im Boden eines Erkers, was im Winter ziemlich kalt war. Um sich vor dem Teufel im Wasser zu schützen, trank man viel Bier und seit 300 Jahren auch Tee. Durch Kochen konnte man den Teufel austreiben. Wir würden heute sagen, man versuchte sich so vor Bakterien zu schützen. Das Biermonopol hatte damals die Kirche inne. Ich würde sagen: Die Ritter, ihre Frauen und die Bauern hatten es nicht leicht.
Text und Fotos: Bea Wild