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Verborgene Gärtner: Regenwürmer und ihre enorme Bedeutung für den Kleingarten

Regenwürmer haben eine enorme Bedeutung für den Kleingarten
© istockphoto.com zinalob

Einen besseren Helfer im Kleingarten als den Regenwurm kann man sich kaum wünschen. Regenwürmer sind wahre Superhelden im Verborgenen. Im Verhältnis zu ihrer Größe zählen sie zu den stärksten Tieren der Erde – sie vermögen das 50- bis 60-Fache ihres eigenen Körpergewichts zu bewegen. Zudem sind sie echte Recyclingmeister. Am 15. Februar, dem internationalen Tag des Regenwurms, wird auf die Bedeutung dieser unscheinbaren Bodenbewohner aufmerksam gemacht.

In diesem Artikel geht es um die Regenwürmer, die in unseren Gartenböden leben, und nicht um die Kompostwürmer.

Namensgebung

Im 17. Jahrhundert wurde der Regenwurm im Volksmund „reger Wurm“ genannt – eine treffende Bezeichnung für seine Aktivität. Mit der Zeit entwickelte sich daraus das heutige Wort „Regenwurm“. Der Grund hierfür liegt vermutlich darin, dass die Tiere nach starkem Regen oft massenhaft an die Oberfläche kommen.

Mythen rund um den Regenwurm

Regenwürmer leben weiter, wenn sie in zwei Teile geteilt werden.
Zwar können manche Arten kleinere Verletzungen heilen, aber ein geteilter Regenwurm stirbt meist.

Regenwürmer ertrinken in Pfützen.
Regenwürmer atmen ausschließlich über die Haut, daher können Regenwürmer nicht ertrinken

Regenwürmer flüchten vor Regen an die Oberfläche.
Dafür existieren verschiedene Erklärungen, vielleicht bleibt die tatsächliche Ursache ein Geheimnis der Regenwürmer.

Biologie

Ein Regenwurm besteht aus zahlreichen Segmenten, die durch Muskeln verbunden sind. Sein Körper ist mit einer dünnen Schleimschicht überzogen, die ihm hilft, durch die Erde zu gleiten, und ihn vor dem Austrocknen schützt. Regenwürmer sind Zwitter und benötigen für die Paarung einen anderen Wurm. Die befruchteten Eier werden in Kokons abgelegt. Ein Regenwurm kann bis zu fünf Jahre alt werden und in unseren Breitengraden bis zu 40 cm lang erreichen. Zum Überleben benötigt er ausreichend Nahrung in Form von totem organischem Material.

Regenwurm Detailansicht
© istockphoto.com shaunl

Sinnesorgane

Regenwürmer besitzen weder Augen noch Ohren oder eine Nase. Dennoch sind sie durch spezielle Sinnesorgane gut an das Leben im Boden angepasst:

Sinn

Funktion

Licht

Helligkeit und Dunkelheit können sie mithilfe von Lichtsinneszellen am Vorder- und Hinterende unterscheiden.

Tasten

Mit einem Tast- und Gravitätssinn erkennen sie Hindernisse und Spalten und können oben und unten orten.

Druck

Der Drucksinn erlaubt es ihnen, Bodenerschütterungen wahrzunehmen und rechtzeitig vor Fressfeinden wie Maulwürfen zu fliehen.

Geschmack

Über Sinnesknospen in der Mundhöhle nehmen sie Geschmacksreize wahr.


Regenwurmarten, Vorkommen und Lebensweise

Regenwürmer kommen in fast allen Böden weltweit vor, mit Ausnahme der Polargebiete und Wüsten. Es gibt über 3000 Arten weltweit, davon etwa 400 in Europa und 49 in Deutschland. Die vergleichsweise geringe Artenvielfalt in Mitteleuropa ist eine Folge der letzten Eiszeit.

Lebensformtypen von Regenwürmern in der Übersicht

Die Bezeichnung „Regenwurm“ ist ein Sammelbegriff. Regenwürmer werden entsprechend ihrer Lebensweise in verschiedene ökologische Gruppen unterteilt:

Lebensformtyp

Erscheinungsbild

Lebensweise / typische Vertreter

Streubewohner

klein, meist 2–6 cm lang, dunkel gefärbt

Leben in der Mulch- und Streuschicht, ernähren sich von verrottenden Pflanzenresten, geringe Grabaktivität (z. B. Rotwurm Lumbricus rubellus)

Mineralbodenbewohner

klein bis 18 cm lang, grau bis rosa

Graben horizontale Gänge im Mineralboden, ernähren sich von organischer Substanz, kommen selten an die Oberfläche (z. B. Gartenwurm Allolobophora chlorotica)

Tiefgräber

groß, 15–45 cm lang, dunkel gefärbt

Graben vertikale, dauerhafte Gänge, die mehrere Meter tief reichen, holen Pflanzenreste von der Oberfläche in ihre Gänge (z. B. Tauwurm Lumbricus terrestris)

Regenwürmer bevorzugen mittelschwere Lehm- bis leichte Sandböden. Schwere, trockene Böden behindern ihre Grabtätigkeit und sind meist auch für das Pflanzenwachstum ungünstig. Der pH-Wert des Bodens ist entscheidend für die Häufigkeit der Regenwürmer. Einheimische Arten bevorzugen Böden mit einem pH-Wert zwischen 5 und 7,5. Falls der Boden zu sauer ist, kann durch die Zugabe von Kalk der pH-Wert angehoben werden. Die meisten Arten sind bei Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad Celsius am aktivsten und vermehren sich vor allem im Frühjahr und Herbst.

Bedeutung für die Bodenverbesserung

Regenwürmer tragen durch ihre Grabtätigkeit maßgeblich zur Bodenverbesserung bei. Sie verlagern organisch angereicherten Oberboden in tiefere Schichten und transportieren gleichzeitig Mineralsalze sowie Spurenelemente aus dem Unterboden in den Wurzelbereich der Pflanzen. Besonders die tiefgräbenden Arten fördern die Durchmischung der Bodenschichten.

Regenwürmer verbessern den Boden
© istockphoto.com PhotographyFirm

„Der liebe Gott weiß, wie man fruchtbare Erde macht, und er hat sein Geheimnis den Regenwürmern vermacht.“ Französische Bauernweisheit

Regenwürmer sind Allesfresser, bevorzugen aber abgestorbene Pflanzenreste, die bereits von Mikroorganismen besiedelt und vorzersetzt sind. Unterschiede in der Ernährungsweise sind an ihren jeweiligen Lebensformtypen gebunden. Von Regenwürmern kann jährlich pro Quadratmeter bis zu 10 Kilo wertvoller Wurmkot im Boden und an der Oberfläche produziert werden. Wurmkot enthält durchschnittlich fünfmal mehr Stickstoff, siebenmal mehr Phosphor und elfmal mehr Kalium als die umgebende Erde. Dieser wertvolle Dünger fällt natürlich nur dann an, wenn der Gartenbesitzer nicht jedes abgefallene Blatt sofort entsorgt, da den Regenwürmern sonst ihre Nahrungsgrundlage entzogen würde.

Die Regenwürmer sorgen auch für eine bessere Durchlüftung des Bodens und dadurch für eine gute Sauerstoffversorgung anderer Bodenorganismen. Zudem nutzen Pflanzenwurzeln die Röhren als Wuchsbahnen. Dies bringt den Pflanzen zum einen den Vorteil eines besseren Wasserangebots, und zum anderen profitieren sie von den Ausscheidungen der Regenwürmer.

Regenwürmer stellen Ansprüche an ihrem Lebensraum und sind daher Zeigerorganismen bzw. Indikatoren für den ökologischen Zustand eines Bodens.

Regenwürmer als Bodenmanager: Belüften, Düngen, Strukturieren

Regenwürmer

  • belüften mit ihrem Röhrensystem den Boden.
  • erhöhen die Wasserhaltekapazität des Bodens durch die Schwammwirkung der Gänge sowie des Kots.
  • fördern das Wachstum der Feinwurzeln, weil diese die Gänge entlang wachsen.
  • geben dem Boden eine feinkrümelige Struktur.
  • transportieren Mineralsalze aus dem Untergrund in den Wurzelbereich der Pflanzen.
  • bilden bei der Durchmischung von Bodenpartikeln und organischer Masse Ton-Humus-Komplexe, deren Nährstoffe auch bei starkem Regen nicht ausgewaschen werden (Depotwirkung).
  • machen den Pflanzen die Mineralsalze verfügbar und fördern das Pflanzenwachstum.

Förderung von Regenwürmern im Garten

Regenwümer als Bodenmanager
© istockphoto.com fiulo

Da Regenwürmer entscheidend zur Bodenqualität beitragen, sollten sie im Kleingarten gefördert werden. Folgende Maßnahmen unterstützen sie dabei:

  • Reduzierte Bodenbearbeitung: Spaten und Bodenfräsen nur sparsam einsetzen, da die Gänge zerstört und die Würmer verletzt werden können.
  • Boden in Ruhe lassen: In der aktiven Zeit (September/Oktober und März/April) den Boden möglichst nicht bearbeiten.
  • Nahrung anbieten: Kompost, leicht verrotteter Mist und Mulch liefern ausreichend organisches Material.
  • Laub liegen lassen: Es bietet den Regenwürmern eine wichtige Nahrungsquelle.
    Mischkulturen und Hecken pflanzen: Sie sorgen für eine vielfältige Lebensgrundlage.
  • Mineraldünger vermeiden: Dieser vertreibt Regenwürmer, da er ihnen keine Nahrung liefert und zur Bodenversauerung beiträgt.
  • Schattenplätze schaffen: Bodenbedeckende Pflanzen und Mulch halten die Erde kühl.
  • Boden bedecken: Offener Boden trocknet aus und wird von Regenwürmern gemieden.
  • Entsiegelung des Bodens fördern


Autorin:

Stephani Terhechte

Referentin an der Landesschule zu gärtnerischen und ökologischen Themen


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