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Nachfolger gesucht, Teil 2: Wege zur erfolgreichen Vorstandsgewinnung

Nuthawut Somsuk
© istockphoto.com Nuthawut Somsuk

Im ersten Teil unserer Serie „Nachfolger gesucht“ habe ich dargestellt, warum die Besetzung von Vorstandsposten für viele Vereine zunehmend herausfordernd ist. So kommt es nicht nur auf Fach- und Führungskompetenzen an, sondern vor allem auf Teamgeist und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Zudem wurde verdeutlicht, dass die Vorstandsarbeit eine Chance bietet, eigene Fähigkeiten zu entwickeln und den Verein aktiv mitzugestalten. Nun, im zweiten Teil, geht es darum, wie das Interesse für die Inhalte des Vereins geweckt werden und potenzielle Kandidaten gezielt angesprochen werden können.

Interesse für die Inhalte des Vereins wecken

Wenn Sie eine Person für die Vorstandsarbeit gewinnen wollen, versuchen Sie, die Ziele und Tätigkeiten des Vereins so gut wie möglich zu „verkaufen“. Erklären Sie überzeugend Ihre eigene Identifikation mit dem Verein und schildern Sie Ihre Motivation für Ihren Einsatz. Erzählen Sie (Erfolgs-) Geschichten. Denn kaum jemand interessiert sich nur generell für ein Vorstandsamt. Sowohl Inhalte als auch Bindungen an Personen spielen eine wichtige Rolle. So fühlt sich jemand
angesprochen, weil er oder sie spezielle Kenntnisse einbringen kann. Oder jemand anderer sucht einen Ausgleich zum Berufsleben und befasst sich daher gerne intensiv mit ganz anderen Dingen.


Mögliche Kandidaten ansprechen

Manche Vereine können ein Lied davon singen, dass einem immer die gleichen Personen für ein Amt in den Sinn kommen. Diese sind meist ohnehin schon mehrfach engagiert. Es lohnt sich, das gewohnte Spektrum auf Personen auszuweiten, an die man auf Anhieb nicht denkt. Es heißt immer, dass viele junge Menschen mit Vereinen nicht viel am Hut haben, schon gar nicht mit der Vorstandsarbeit. Doch warum fragen wir die jungen Mitglieder nicht und bringen sie vielleicht auf die Idee, sich aktiv im Verein zu engagieren? Auch sollten immer, die eher bescheidenen, unauffälligen Personen angesprochen werden, die sich größtenteils nicht von allein melden. Diese Anfragen auf keinen Fall vor versammelter Mannschaft führen, sondern zunächst unter vier oder sechs Augen. Angefragt werden heißt für diese Person oft: „Ich bin gefragt“.


Übrigens: Die häufigste Antwort auf die Frage, warum sich jemand nicht engagiert, lautet: „Ich wurde nicht gefragt!“


Persönlich ansprechen 

Die persönliche Ansprache ist erfahrungsgemäß immer noch die beste Methode, Personen zu gewinnen. Was Sie alle auch wissen: Briefe mit dringenden Aufrufen an die Vereinsmitglieder bringen meist nicht viel. Auch Anfragen, die an das schlechte Gewissen der Leute appellieren, verfehlen ihr Ziel meistens. Gejammer über Überlastung im Vorstand und mangelnde Solidarität wecken kaum Lust auf ein Amt. Geben Sie daher vielmehr zu verstehen, dass gerade sie oder er gefragt ist, dass ihre oder seine Qualitäten speziell gebraucht werden. Es bewährt sich, vorab einmal festzulegen, wer überhaupt von den Vereinsmitgliedern für ein Vorstandsamt geeignet sein kann.


Aufgaben beschreiben und Platz für Ideen lassen

Wenn wir über diese Menschen im Klaren sind, sollten diese in einem persönlichen Gespräch angesprochen werden. Dabei ist es ratsam, die zu erwartenden Aufgaben zu beschreiben und Platz für eigene Ideen lassen. Unbekannte Aufgaben können Angst machen. Die meisten Kandidaten
möchten wissen, worauf sie sich einlassen. Dabei geht es sowohl um den Inhalt der Aufgaben als auch um die benötigte Zeit. Bleiben Sie dabei ehrlich! Vielleicht haben Sie eine Aufgabenbeschreibung zur Hand oder erstellen eine solche. Dann können sie möglichst präzise Angaben über den Zeitaufwand machen.

Es ist jedoch sehr wichtig, dass – je nach Neigung – auch ein eigener Gestaltungsspielraum für das zukünftige Vorstandsmitglied offen bleibt. Es kann hinderlich und wenig einladend sein, eine Aufgabe genauso erfüllen zu müssen, wie dies der Vorgänger zehn Jahre lang gemacht hat. 

Nuthawut Somsuk


Einen Gegenwert anbieten

Einfach so, nur aus lauter Idealismus, übernimmt kaum jemand Vorstandsarbeit. Es ist richtig und legitim, dass die Ehrenamtlichen für ihren Einsatz belohnt werden, beziehungsweise einen persönlichen Nutzen davon haben. Ich denke da zum Beispiel an die Ehrenamtspauschale, durch die die ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitglieder eine kleine finanzielle Vergütung (Tätigkeitsvergütung) bekommen. Oder auch die Ehrenamtskarte, mit der der Inhaber in bestimmten öffentlichen Einrichtungen wie Museen, Theater und anderen eine Vergünstigung
bekommt. Wer schon einmal in einem Vereinsvorstand tätig war, kann bestätigen, dass man dabei viel lernt, und dass das erworbene Wissen und die gemachten Erfahrungen später wieder von Nutzen sein können, privat und/oder auch beruflich. Die ganze Palette fachlicher, methodischer, sozialer und persönlicher Kompetenzen kommt dabei zum Zug: Sitzungsleitung, Arbeitsorganisation, Fundraising (Mittelakquisition bzw. Mittelbeschaffung), öffentliches Auftreten,
Personalführung, Organisationsentwicklung, Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit und vieles mehr.


Kontakte, Netzwerk und Teamgeist

Vereinsarbeit bietet immer beste Gelegenheiten, um andere Menschen kennenzulernen. So haben wir im Verbandsvorstand sehr gute Kontakte zu unseren heimischen Abgeordneten im Bundes- und Landtag. Unsere Kontakte stehen uns bei der Realisierung von Projekten oft hilfreich zur Seite.

Wenn der offizielle Teil der Vorstandssitzung erledigt ist, schließt sich häufig noch ein informeller Teil an. Hier weiß jemand von einer freien Wohnung, dort könnte jemand ein gutes Wort bei der Jobsuche einwerfen, und so weiter. Das heißt, hier kommt schon mal Vitamin B im landläufigen Sinn zum Zug, und das darf auch so sein.

Auch die Vorteile eines gut funktionierenden Teams sollten betont werden. Der Vorstand kann ein Ort sein, an dem man sich zu Hause fühlt, wo man Unterstützung findet, wo die eigene Arbeit geschätzt wird und man seinen Beitrag sinnvoll einbringen kann.

Nuthawut Somsuk

Was kann der Verein tun?

Vorstandsarbeit ist anspruchsvoll und häufig trauen sich die Angefragten die Aufgaben nicht zu. Um ihnen den Einstieg zu erleichtern oder um sich im Laufe der Tätigkeit besser qualifizieren können, bieten Sie den Besuch eines Lehrganges an der Landesschule in Lünen an. Wenn möglich, sollten sowohl vereinsspezifische als auch persönliche Interessen abgedeckt werden können.

Auslagenerstattung

Alle anfallenden Auslagen in Verbindung mit der Vorstandsarbeit (Fahrtkosten, Material etc.) werden erstattet. Niemand sollte drauflegen müssen. Es empfiehlt sich, auch zum Nachweis für die Steuererklärung, die Details schriftlich festzuhalten.

Extras

Neben dem üblichen Blumenstrauß, der Ehrennadel und den Dankesworten auf der Mitgliederversammlung, können Sie Vorstandsmitglieder auch während des Jahres einmal würdigen. Ein Telefonanruf oder eine Karte zum Geburtstag, oder ein gemeinsamer Ausflug als Belohnung für das gesamte Vorstandsteam, festigen den Zusammenhalt. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.


Einführung für das neue Amt planen

Für zukünftige Vorstandsmitglieder ist es wichtig zu wissen, dass sie eine vorausgehende Einführung in ihr Amt erhalten. Es sollte dafür genügend Zeit eingeplant werden. Eine Überhäufung mit sämtlichen Informationen an einem einzigen Termin ist meist kontraproduktiv. Eine gute Idee ist es, das neue Vorstandsmitglied zunächst als Beisitzer zu wählen. So kann diese Person bei den
Aktivitäten des Vorstandes dabei sein und sich aus erster Hand informieren, welche Aufgaben in Zukunft auf ihn zukommen.

Nuthawut Somsuk


Funktionierender Verein mit gutem Image 

Die beste Voraussetzung für das Gewinnen neuer Vorstandsmitglieder ist und bleibt der Verein selbst: mit einer guten Führung, spannenden Inhalten und einem intakten Ansehen. Dazu gehören umsichtiges Handeln des Vorstandes, zweckdienliche Strukturen und aktive Mitglieder.


Wie finde ich neue Vorstandsmitglieder?

Da habe ich erst einmal eine schlechte Nachricht: Vorstandsgewinnung ist kein Selbstläufer! Die gute Nachricht: Sie können als Vorstand eine Menge tun, damit die Suche erfolgreich wird. Machen sie ihre Mitglieder neugierig! Diese müssen sich vorstellen können, in einem Vereinsvorstand mitzuarbeiten. In der Theorie klingt das banal, in der Praxis ist das jedoch nicht immer einfach. Je besser und attraktiver die Vorstandsarbeit ist und nach außen kommuniziert wird, umso einfacher ist das Gewinnen neuer Vorstandsmitglieder. Motivieren Sie ihre Gartenfreundinnen und Gartenfreunde, über den Zaun ihres Kleingartens hinauszuschauen, um die Arbeit im Vorstand bereichern zu können.

Auf welchem Weg auch immer Sie fündig werden, ich wünsche Ihnen viel Erfolg!


Rolf Rosendahl

Vorsitzender des Landesverbandes Westfalen und Lippe der Kleingärtner e.V.