Sollen wir? - Interview zur Teilnahme am Landes- und Bundeswettbewerb für Kleingartenvereine
Am 12. April 2024 gaben der Staatssekretär im BMWSB, Dr. Rolf Bösinger, und der Präsident des BKD, Dirk Sielmann, in Berlin den Startschuss für den wichtigsten Ideenwettbewerb zur urbanen Gartenkultur in Deutschland, eine Art deutsche Meisterschaft der Kleingärtnervereine. Der Bundeswettbewerb zeichnet das bürgerschaftliche Engagement der Kleingärtnerinnen und Kleingärtner aus und soll die Öffentlichkeit auf die Leistungen und Wirkungen des Kleingartenwesens für die Gesellschaft aufmerksam machen. Er würdigt besondere städtebauliche, ökologische, gartenkulturelle und soziale Leistungen, mit denen Kleingärtnervereine über die Grenzen der Gartenanlagen hinaus positive Impulse in das Wohnumfeld senden. Durch den Wettbewerb werden Städte, Gemeinden und deren beispielhafte Kleingartenpolitik gewürdigt, die in besonderer Weise das gewählte Thema des Wettbewerbs umsetzen. Um am Bundeswettbewerb teilnehmen zu können, ist zuvor ein Erfolg auf Landesebene notwendig. Und diese Teilnahme bringt neben Medaillen vor allem das Gemeinschaftsgefühl zum Vorschein.
Zeigen, was wir können: Der Landeswettbewerb 2025 rückt näher
Günter Mohr (Vorsitzender des Stadtverbandes Dortmund der Kleingärtner e. V.) und Stephan Bevc (Vorsitzender des Bezirksverbandes Castrop Rauxel/Waltrop der Kleingärtner e. V.) haben mit Ihren Verbänden bereits erfolgreich am Landes- und Bundeswettbewerb teilgenommen.So wurden der Kleingartenverein „Am Schellenberg“ in Castrop-Rauxel und die Kleingartenanlage „Am Externberg“ in Dortmund im Jahr 2021 mit der Goldmedaille im Landeswettbewerb NRW ausgezeichnet und qualifizierten sich zum 25. Bundeswettbewerb mit dem Thema „Gärten im Städtebau“. Im Interview erhalten wir Einblicke zu den positiven Effekten der Teilnahme und auch einige Tipps.
Kleingärten im Rampenlicht: Wie der Landeswettbewerb Vereine stärkt und vereint
Was bedeutet Landeswettbewerb für die Kleingartenvereine?
Günter Mohr: Der Landeswettbewerb ist ein vorgeschalteter Wettbewerb für den Bundeswettbewerb, bei dem die besten Gartenanlagen der Landesverbände prämiert werden. Wer im Landeswettbewerb Gold holt, kann zum Bundeswettbewerb gemeldet werden. Dieser Wettbewerb ist eine ideale Gelegenheit, die Gartenanlagen weiterzuentwickeln und die Gemeinschaft zu stärken.
Wie werden die Vereine für den Wettbewerb ausgewählt?
Günter Mohr: Im Stadtverband wird im Vorfeld überlegt, welche Vereine geeignet sind, um am Wettbewerb teilzunehmen. Es gibt einige Vereine, die bereits erfolgreich teilgenommen haben und daher eine Sperrfrist haben. Für den Wettbewerb ist es wichtig, dass der teilnehmende Verein nicht nur eine attraktive Gartenanlage, sondern auch ein motiviertes Team hat, das hinter dem Projekt steht.
Was motiviert die Vereine, am Wettbewerb teilzunehmen?
Stephan Bevc: Der Wettbewerb bietet den Vereinen die Möglichkeit, ihre Gartenanlagen zu präsentieren und weiterzuentwickeln. Durch das soziale Engagement werden die Vereine zudem in der Öffentlichkeit relevant.
Günter Mohr: Der Stadtverband unterstützt die Vereine dabei, besondere Merkmale der Anlage herauszuarbeiten und eventuell noch Verbesserungen vorzunehmen. Auch wenn am Ende „nur“ eine Bronzemedaille erreicht wird, ist die Teilnahme für den Verein, den Verband und die Kommune eine wertvolle Erfahrung.
Stephan Bevc: Es können im Rahmen des Wettbewerbs viele Dinge angestoßen werden: zum Beispiel die Umgestaltung von Wegen oder Plätzen, Schul- oder Seniorengärten, Gartenprojekte mit Bienenkräutern, Gräsern, Biotop, Ruheplätze und so weiter. Bei den Ideen haben wir freien Lauf. Das Vereinsleben wird gestärkt, wenn alle an einem Strang ziehen.
Die Bewertungskommission für den Landeswettbewerb "Kleingartenanlagen in NRW" 2021 mit ihren Begleitern nach dem Rundgang durch den Kgv. "Am Schellenberg"
Schön,ökologisch und sozial
Wie läuft die Vorbereitung für den Wettbewerb ab?
Stephan Bevc: Die Vorbereitung auf den Wettbewerb ist eine Gemeinschaftsaufgabe des gesamten Vereins. Für die Begehung durch die Jury muss die Gartenanlage auf den neuesten Stand gebracht werden. Gemeinsam muss überlegt werden, wo noch Verbesserungen vorgenommen werden können und wie die Besonderheiten der Anlage am besten zur Geltung kommen. In der Regel unterstützen die Stadt- und Bezirksverbände den Verein dabei mit Ideen, Sachverstand und gegebenenfalls auch finanziell.
Gibt es besondere Projekte, die herausgestellt werden?
Günter Mohr: Ja, es gibt immer wieder besondere Projekte, die im Rahmen des Wettbewerbs herausgestellt werden. Ein Beispiel ist das Biotop in der Gartenanlage am Externberg, was beim letzten Wettbewerb eine wichtige Rolle spielte. Solche Projekte können ökologischer oder sozialer Natur sein, wie zum Beispiel Schulgärten oder Integrationsprojekte.
Wie wichtig ist die Unterstützung der Kommune?
Günter Mohr: Die Unterstützung der Kommune ist ein wichtiger Bestandteil des Wettbewerbs. So ist die Stadt Dortmund bei den Wettbewerben immer involviert und meldet die Gartenanlagen an. Bei der Siegerehrung sind Vertreter der Kommune in der Regel ebenfalls anwesend. Dies unterstreicht die Bedeutung des Wettbewerbs einmal mehr.
Welche positiven Erfahrungen habt Ihr durch die Teilnahme an dem Wettbewerb gemacht?
Stephan Bevc: Die Teilnahme am Wettbewerb war für uns ein großer Gewinn, noch bevor wir gewonnen hatten. Besonders stolz sind wir darauf, dass wir ohne viel fremde Unterstützung und nur durch eigene Kreativität unsere Anlage verschönern konnten. Es fühlt sich anders an, wenn Projekte organisch wachsen, statt durch externes Geld finanziert zu werden. Ein weiterer Erfolg war die Integration von Mitgliedern, die durch Sprachbarrieren schwer erreichbar waren. Dank einer Übersetzerin aus unserem Umfeld konnten wir sie in die Vereinsarbeit einbinden, was unser Gemeinschaftsgefühl gestärkt hat.
Kgv. "Am Schellenberg", Castrop Rauxel/Waltrop bei der Siegerehrung in Berlin
KGV "Am Externberg", Dortmund bei der Siegerehrung in Berlin
Was sind die langfristigen Auswirkungen des Wettbewerbs für die Vereine?
Günter Mohr: Der Wettbewerb hat viele positive und vor allem langfristige Auswirkungen auf die Vereine. Eine erfolgreiche Teilnahme stärkt das Vereinsleben und bringt den Verein in der Öffentlichkeit ins Gespräch. Auch Jahre nach einem Wettbewerb wird noch über die Erfolge gesprochen, was den Verein nachhaltig bekannt macht. Wir erhalten durch das Engagement Relevanz in der öffentlichen Wahrnehmung.
Welche Tipps würdet Ihr anderen Vereinen für die Vorbereitung auf den Wettbewerb geben?
Stephan Bevc: Ein zentraler Tipp ist, die Öffentlichkeit einzubinden und Durchlässigkeit zu schaffen. Projekte wie unser Ferienprogramm der Schreberjugend (https://deutsche-schreberjugend.de/veranstaltungen/schreberjugend-ferienprogramm-ca
strop-rauxel/) machen das Kleingartenwesen auch für Außenstehende relevant. Es geht darum, sich zu öffnen und Menschen einzuladen, die sonst keinen Bezug zum Kleingarten haben. Zum Beispiel haben wir in einem Projekt Kinder als „Wasserforscher“ mit einbezogen. In Dortmund öffnen Kleingartenparks sogar Erholungsräume für die breite Öffentlichkeit. Wichtig ist, sich nicht abzukapseln, sondern eine Bedeutung für die gesamte Gesellschaft zu schaffen.
Vielen herzlichen Dank an Günter Mohr und Stephan Bevc für die spannenden Fakten und Tipps zur Teilnahme am Wettbewerb.
Fazit: Lohnt sich eine Teilnahme für meinen Kleingartenverein?
Der Landeswettbewerb ist eine hervorragende Gelegenheit für Kleingartenvereine, sich zu präsentieren und weiterzuentwickeln. Mit der Unterstützung des Bezirks- oder Stadtverbandes und der Kommune können die Vereine ihre Stärken zeigen und durch die Teilnahme am Wettbewerb nicht nur Medaillen, sondern auch wertvolle Erfahrungen gewinnen. Der Wettbewerb trägt zur Stärkung der Gemeinschaft und zur positiven Außendarstellung der Kleingartenvereine bei.