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Nachfolger gesucht, Teil 1: Ehrenamt mit Perspektive

Nachfolger gesucht: Ehrenamt mit Perspektive


Fast jeder zweite Verein in Deutschland klagt über Probleme bei der Besetzung von Vorstandsposten. Es finden sich kaum noch Mitglieder, die aktiv mitarbeiten wollen und die Nachfolge langjähriger Vorstandsmitglieder anzutreten. Als Gründe werden fast immer genannt: zurückgehender Gemeinsinn und Bedeutungsverlust von Solidargemeinschaften. Zudem ist es oft so, dass ehrenamtliche Führungspositionen mit finanziellen Belastungen verbunden sind. In vielen Fällen werden nicht einmal die Auslagen ersetzt, wie zum Beispiel Kosten für Telefonate, Fahrten oder Porto. Dazu kommt verstärkt die Angst vieler Vereinsmitglieder vor den immer komplexer werdenden Aufgaben und den damit verbundenen Anforderungen an die Vorstandsarbeit. Einhergehend damit können ebenfalls die wachsenden Ansprüche der Mitglieder selbst an den Verein und somit an den Vorstand genannt werden. Ehrenamtliches Engagement stößt mehr und mehr an seine Grenzen.

Schweigen statt Engagement: Die Herausforderung der Vorstandsarbeit

Auch die Anerkennung, die früher mit einem Ehrenamt verbunden war, hat stark nachgelassen. Es ist daher nicht überraschend, dass einige Ehrenamtliche ihr Amt aufgeben oder sich qualifizierte Kandidaten von vornherein abschrecken lassen. Dennoch bleibt das Ehrenamt eine tragende Säule für die Arbeit in den Vereinen. Die Vereinsstruktur und das Vereinsleben hängen maßgeblich von einer starken ehrenamtlichen Basis ab.

Die Suche nach neuen Vorstandsmitgliedern gestaltet sich oft schwierig – das kennen wir alle. Es herrscht meist großes Schweigen. Doch sollte bekannt sein, dass sich jedes Mitglied mit dem Beitritt in den Verein verpflichtet, Verantwortung zu übernehmen. Die pünktliche Entrichtung des Beitrages entbindet keinen davon.

Tipp:

Die vielen Ehrenamtlichen in den Vereinen benötigen zudem vermehrt fachliche Unterstützung. Eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung der Funktionäre ist unverzichtbar. Genau hier setzen wir mit unserer Landesschule in Lünen an, wo wir Schulungen zu verschiedenen Aspekten der Vorstandsarbeit anbieten.

In diesem ersten Teil zum Thema „Nachfolger gesucht“, will ich Möglichkeiten aufzeigen, wie die Neubesetzung von Vorstandsämtern in der Zukunft gelingt.

Wie sieht es aktuell bei der Neubesetzung von Vorstandsämtern in vielen Vereinen aus?

Irgendwann können oder wollen langjährige Mitglieder des Vorstandes nicht mehr. Dann müssen neue Mitglieder die Verantwortung übernehmen. Wenn also absehbar ist, dass ein Vorstandsmitglied nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung steht, sollte rechtzeitig nach einer geeigneten Nachfolgerin oder einem Nachfolger gesucht werden. Hierbei ist eine positive Darstellung der Vorstandsarbeit wichtig, um die möglichen Kandidaten für die Übernahme des Amtes zu begeistern. Wer ständig nur auf die viele Arbeit verweist, die sowieso kein anderer als man selbst
leisten kann, muss sich nicht wundern, dass niemand bereit ist, das Amt zu übernehmen.

Große Fußstapfen? Mit klarer Aufgabenteilung den Vorstand stärken

In vielen Vereinen, in denen langjährige, hochengagierte Vorstände am Ruder sind, winken potenzielle Nachfolger schnell ab, weil sie denken, in derart große Fußstapfen nicht hineinzupassen. Daher kann es sinnvoll sein, zunächst, kleinere Aufgabenbereiche zu definieren, um Menschen, die willens sind, ein Amt zu übernehmen, nicht von vorneherein abzuschrecken.

  • In diesem Zusammenhang kann überlegt werden, die Aufgaben im Verein neu zu strukturieren und zu verteilen. So könnte, um den Kassierer zu entlasten, zum Beispiel das Buchen der Geschäftsvorgänge beispielsweise einem Steuerberatungsbüro übergeben werden.
  • Oder ein Beisitzer kümmert sich um die Organisation von Verbandsaktivitäten, wie ganztägige Schulungen und klärt dabei die Teilnehmerzahl ab, wie viel Essen benötigt werden, ab wann kann das Erntedankfest aufgebaut werden und vieles mehr.
  • Der stellvertretende Vorsitzende, ist nicht nur der Stellvertreter, und vertritt den Vorsitzenden. Er kann auch mit genau definierten Aufgaben und Befugnissen ausgestattet werden.
  • Eine Entlastung für den Schriftführer kann schon dadurch erfolgen, wenn der Vorsitzende, der die Inhalte der Vorstandssitzungen plant, ihm sein Skript mit den entsprechenden Anmerkungen und Beschlussvorlagen via E-Mail vorab zukommen lässt. So muss der Schriftführer nicht alles noch mal mitschreiben. 


Diese Beispiele zeigen, dass nicht einer alles machen muss. Die Aufgaben lassen sich ohne weiteres auf vielen Schultern verteilen. Mit dem Fokus auf das Positive öffnet das die Augen für die Vorzüge, die ein Vorstandsamt im Großen wie im Kleinen mit sich bringen kann. Es gibt viele gute Gründe, sich daher für seinen Verein zu engagieren.

Große Fußstapfen? Mit klarer Aufgabenteilung den Vorstand stärken

 © istockphoto.com Nuthawut Somsuk

Fähigkeiten, Fach- und Führungskompetenz

Viele Mitglieder in den Vereinen denken, dass man einen professionellen Hintergrund benötigt, um überhaupt Vorstandsarbeit leisten zu können. So seien zum Beispiel Fach- und Führungskompetenzen gefordert. Das ist sicherlich nicht falsch, doch vor allem braucht ein Vorstand eine Vielfalt an Fähigkeiten und innovativem Geist. Vor allem sollte ein Mitglied im Vorstand ein Teamplayer sein. 
Egoisten, die nur an ihren eigenen Vorteil denken, kaum andere Meinungen akzeptieren, sind in einem Vorstand fehl am Platze. Auch Menschen, die sich gar nicht einbringen wollen oder können und keine Arbeit leisten, haben in einem Vorstand nichts zu suchen. Ebenso sind Choleriker, die sich bei Ideen und Vorschlägen anderer, sofort persönlich angegriffen fühlen, nicht in einem Vorstandsteam zu gebrauchen.

Weil jeder Mensch etwas hat, was ihn besonders hervorhebt, ist es wichtig, diese Fähigkeiten zu kennen und auf ihren Nutzen für den Verein hin zu prüfen. Wer fit in Rechtschreibung ist, der hat als Schriftführer gute Aussichten, eine tolle Arbeit zu machen. Und wem der Unterschied zwischen Soll und Haben keine Fremdwörter sind, dazu noch den Überblick über die Finanzen behält, ist als Kassierer sicher nicht die schlechteste Wahl. Und wie immer lassen sich fehlende Kompetenzen „durch das Arbeiten im Job“ entwickeln. Ein altes Sprichwort sagt zu Recht: Man wächst mit oder an seinen Aufgaben.

Die Schulungs- und Weiterbildungsangebote beim Landesverband in Lünen bieten die Möglichkeit, fehlendes Wissen und fehlende Kompetenzen gezielt und schnell zu erlernen. Zu allen Themen rund um die Vorstandsarbeit werden Schulungen durch kompetente Referenten angeboten. Diese Schulungen sind für Sie kostenlos und ich sage immer: Wer einmal in Lünen war, fährt immer wieder gerne dorthin. 
Als Vorstandsmitglied steuern Sie das Wirken ihres Vereins und sind mitverantwortlich für das Erreichen der gesetzten Ziele. Diese Arbeit macht Sie insgesamt kompetenter und stärker! Vorstandsarbeit erweitert ihre Fach-, Sozial- und Führungskompetenz.

Wenn ich persönlich gefragt werde, was Vorstandsarbeit für mich bedeutet, so sage ich: Es macht mir große Freude anderen zu helfen. Ich lerne viel Neues, lerne neue Menschen kennen und nicht zuletzt macht mir die erfolgreiche Zusammenarbeit in einem motivierten Team viel Spaß. Menschen engagieren sich, weil sie mitgestalten wollen. Und der Ort, wo sie das am wirkungsvollsten tun können, ist der Vereinsvorstand.

Im nächsten Newsletter werde ich Ihnen konkret Hinweise und Tipps geben, wie Sie erfolgreich Mitglieder für die Vorstandsarbeit gewinnen können.

Autor:

Rolf Rosendahl

Vorsitzender des Landesverbandes Westfalen und Lippe der Kleingärtner e.V.