Kompostierung im Kleingarten:
Eine Einführung
Nachhaltig und naturnah gärtnern bedeutet, die Materialien und Stoffe, die uns die Natur liefert und die im Garten vorhanden sind, zu nutzen, lange zu erhalten und wiederzuverwerten. Die Dauerhumusbildung ist ein wichtiger Teil des nachhaltigen Gärtners und einer natürlichen Kreislaufwirtschaft. Für eine naturnahe Gartenbewirtschaftung ist die Kompostierung also unabdingbar. Die Kreisläufe werden vor Ort geschlossen, Stoffe und Energien nicht unnötig aus dem System entfernt und es muss weniger Dünger und Erde gekauft werden!
Kompost ist nicht gleich Kompost
Ursprünglich leitet sich der Begriff Kompost vom lateinischen compositus ab, das „zusammengestellt“ bedeutet. Heute findet die Bezeichnung Kompost für verschiedene Materialien Anwendung. Sowohl das Produkt aus Kompostierungsanlagen als auch das Produkt einer länger andauernden, sogenannten Vererdung durch Regenwurmtätigkeit im Garten, werden als Kompost bezeichnet. Durch die Kompostierung können Küchenabfälle, Gartenabfälle und andere organische Materialien sinnvoll genutzt werden, anstatt sie im Müll zu entsorgen.
Der Kompost aus der Kompostierungsanlage ist ein unreifer, frischer Kompost, auch Nährhumus genannt, der im Boden weitere Umsetzungsprozessen durchlaufen wird. Das Vererdungsprodukt wiederum ist ein hoch konzentrierter und komplexer, reifer Dauerhumus und dadurch ein Nährstoff- und Kohlenstoffspeicher sowie Aktivator für den Boden.
Insbesondere der Dauerhumus führt zu einem anhaltend lebendigem, gut strukturiertem, durchlüfteten, wasserhaltenden- und nährstoffhaltefähigeren Boden. Sowohl schwere, als auch leichte (sandige) Böden lassen sich mit Dauerhumus deutlich verbessern, also lebendiger und produktiver gestalten. Das Bodenleben wird angeregt und kann sich besser vermehren. Eine Vielzahl von unterschiedlichen, aktiven Bodenlebewesen sorgt für eine deutlich bessere Abwehrreaktion auf schädigende Organismen und Krankheiten.
Die Böden werden durch die Beimischung von Dauerhumus außerdem unempfindlicher gegenüber Witterungseinflüssen, wie starkem oder auch geringem Regen. Die Nährstoffverfügbarkeit für die Pflanzen ist deutlich verbessert und nicht zuletzt wird Kohlenstoff dauerhaft gespeichert.
Auf die richtige Kompostierung kommt es an
Der Vorgang der Kompostierung (auch genannt: die Rotte) erfolgt in zwei Phasen:
- Abbauphase – Bildung des sog. frischer (unreifen) Kompost (Nährhumus) und
- Umbau- und Aufbauphase – Bildung von reifem Kompost (Dauerhumus).
Die erste Phase wird optimalerweise als Warm- oder Heißrotte durchgeführt. Dies ist im Kleingarten schwierig, da meistens stickstoffreiches Ausgangsmaterial nicht ausreichend zur Verfügung steht. Während dieses Prozesses werden viele organische Stoffe aufgespalten und Nährstoffe freigesetzt.
Die zweite Phase (Aufbauphase) wird als Vererdung bezeichnet und ist der wesentliche und anzustrebende Prozess. Beide Prozesse laufen hintereinander ab, in der Regel unterstützt durch ein einmaliges Umsetzen und nochmaligem Mischen des Materials. Größere Bodenlebewesen, wie Regenwürmer, Spinnentiere, Asseln und Insekten, aber auch viele Pilze prägen die Aufbauphase. Bei dieser Vererdung werden die freigesetzten Nährstoffe wieder an organische und mineralischen Bodenteile gebunden. Deshalb ist für den Vorgang der Vererdung ein Anteil feiner mineralischen Bodenteilchen wie Ton und Schluff besonders wichtig.
Die Verbindung der Bodenteilchen wird durch Lebens- und Verdauungsvorgänge der Bodenlebewesen gefördert. Es bilden sich sogenannte Ton-Humus- Komplexe, diese sind sehr gute Wasser-, Luft und Nährstoffspeicher. Zuschlagsstoffe wie Gesteinsmehle, Pflanzenkohle, Mikroorganismen, Spezielle Kompostkräuter und Gartenkalk fördern den Prozess und die Komplexbildung.
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Die richtige Mischung und Geduld machen den Unterschied
Zu viel Wasser (Fäulnis) oder zu wenig Wasser (Austrocknung) behindern die Prozesse beziehungsweise lassen diese vollständig stoppen. Es daher auf ausreichend Feuchtigkeit und Durchlüftung zu achten. Unterschiedliches organisches Ausgangsmaterial in ausreichender Menge und eine gute Durchmischung der Stoffe ist daher besonders wichtig. Zur Vielfalt des Ausgangsmaterials gehört immer ein Anteil von Holzstoffen, also kleine Zweige, Heckenschnitt oder Häcksel von Gehölzen, wenn gewollt auch Pappe, da derenUmbaustoffe (Huminstoffe) insbesondere für die Komplexbildung wichtig sind.
Ein einmaliges oder gar zweimaliges Umsetzen ist nicht unbedingt notwendig, aber dann sinnvoll, wenn nicht genügend unterschiedliches Material für eine gute Durchmischung vorhanden war! Sollte von vorneherein ein großer Anteil von Erde (mineralischer Oberboden) mit in der Mischung vorhanden sein, wird eine intensive Abbauphase sehr wahrscheinlich nicht sofort in Gang kommen. Das ist aber nicht schlimm. Dann lässt man sich für den Vererdungsvorgang einfach noch etwas mehr Zeit.
Zeitpunkt und richtige Dauer führen zum Erfolg
Für die Dauer der Kompostierung ist die Jahreszeit, in der der Kompost aufgesetzt wird, wichtig. Im Winter sind die Prozesse verlangsamt oder ganz eingestellt, so dass sowohl die Abbauphase als auch die Vererdung länger dauern. In einem perfekt aufgebauten Kompost, zum Beispiel als Frühjahrs-Stapelkompost aus verschiedenen, gut ausgewählten organischen Ausgangsmaterialen, können der Abbauprozess und die Aufbauprozess in vier Monaten abgeschlossen sein. In der Regel ist jedoch eine Dauer von 1,5 Jahren, inklusive einer halbjährigen, vorgeschalteten Sammelphase einzuplanen.
Tipp zur Frühjahrsbodenbearbeitung:
Die „Nur-Vererdung“ in temporären Rundkompostern auf dem Beet
Wenn im Frühjahr die Winterbegrünung und -abdeckung von den Beeten abgeräumt wird, ist oftmals ein großer Anteil an mineralischen Bodenteilchen in der Schubkarre unvermeidlich. Um dieses Material nicht der normalen Kompostierung zuführen zu müssen, ergibt es Sinn, vor Ort (auf dem Beet) und während der Vegetationszeit ausschließlich eine Vererdung ablaufen zu lassen.
Am Rande der Beete wird eine Drahtrolle postiert und mit Pappe ausgekleidet. In die Mitte wird ein Holzpfahl eingeschlagen. Anschließend wird das Boden-Pflanzenteilegemisch eingefüllt, optimalerweise mit Gesteinsmehl, Häcksel oder Rindenmulch von den Wegen, etwas Nährhumus und Pflanzenkohle gemischt. Wenn der Zylinder voll ist, wird der Baumpfahl entfernt und die entstandene Röhre mit Stroh oder Rindenmulch gefüllt. Diese Röhre dient der Luft und gegebenenfalls der Gießwasserzufuhr! Eine anschließende Bepflanzung im Mai ist möglich. Im kommenden Frühjahr wird die neu entstandene Erde wieder im Beet verteilt und die Drahtröhre neu postiert.
Folgendes Vorgehen ist zu empfehlen:
Wenn im Frühjahr die Winterbegrünung und -abdeckung von den Beeten abgeräumt wird, ist oftmals ein großer Anteil an mineralischen Bodenteilchen in der Schubkarre unvermeidlich. Um dieses Material nicht der normalen Kompostierung zuführen zu müssen, ergibt es Sinn, vor Ort (auf dem Beet) und während der Vegetationszeit ausschließlich eine Vererdung ablaufen zu lassen.
Am Rande der Beete wird eine Drahtrolle postiert und mit Pappe ausgekleidet. In die Mitte wird ein Holzpfahl eingeschlagen. Anschließend wird das Boden-Pflanzenteilegemisch eingefüllt, optimalerweise mit Gesteinsmehl, Häcksel oder Rindenmulch von den Wegen, etwas Nährhumus und Pflanzenkohle gemischt. Wenn der Zylinder voll ist, wird der Baumpfahl entfernt und die entstandene Röhre mit Stroh oder Rindenmulch gefüllt. Diese Röhre dient der Luft und gegebenenfalls der Gießwasserzufuhr! Eine anschließende Bepflanzung im Mai ist möglich. Im kommenden Frühjahr wird die neu entstandene Erde wieder im Beet verteilt und die Drahtröhre neu postiert.
Autor:
Stephan Grote
Hauptamtlicher Fachberater