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Erdbeeren: Sortenvielfalt, Pflege & Basiswissen

Das Beste am Juni? Es ist Erdbeerzeit! Die Erdbeere ist das erste Obst, das wir in unseren Gärten ernten und genießen können. Bei vielen Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern ist der Anbau einfach ein Muss. Aufgrund der großen Nachfrage steht uns eine große Auswahl an Arten und Sorten zum Anbau zur Verfügung. Die Notwendigkeit eines regelmäßigen Austausches der Erdbeerstauden eröffnet uns zudem die Möglichkeit, immer wieder neue Sorten auszuprobieren und kennenzulernen. Doch wie schaffen wir für die Ernte der köstlichen und vielfältigen Sammelnussfrucht günstige Bedingungen?

  

Grundsätzliches: Botanik & Bedürfnisse

Botanisch gehört die Erdbeere zu den Rosengewächsen (Rosaceae). Bei der Frucht handelt es sich eigentlich nicht um eine Beere, sondern um eine Scheinfrucht. Die kleinen Samen, die der roten Scheinfrucht ihre typische Erscheinung verleihen, sind wiederum nussartige Früchte, weshalb die Frucht der Erdbeerpflanze auch als Sammelnussfrucht bezeichnet wird. Genauer gesagt handelt es sich jedoch um eine Sammelachänenfrucht. Da die meisten Sorten zwittrig sind, müssen wir bei der Sortenwahl nicht auf die Kombination von männlichen und weiblichen Pflanzen achten.


Praxis-Tipp I

Eine Ausnahme ist unter anderem die Sorte Mieze Schindler. Sie bildet nur weibliche Blüten und benötigt einen Befruchter, zum Beispiel die Sorte Senga Sengana. Übrigens: Bei zwittrigen Sorten steigert sich der Ertrag bei dem Anbau von verschiedenen Sorten.

Exemplarisch: Erdbeersorten in einer Reihenmonokultur
  © Daderot, CC0 - Wikimedia Commons

Der optimale Standort der meisten Erdbeerarten ist überwiegend sonnig und nicht zu windig. Alle zwei bis drei Jahre werden die Erdbeerpflanzen entfernt. Dann sollten neue Jungpflanzen an anderer Stelle im Gemüsebeet gepflanzt werden, um der sogenannten Bodenmüdigkeit vorzubeugen. Der Boden sollte locker, tiefgründig und humusreich sein. Ungeeignet ist Staunässe, die die Entstehung von Wurzelkrankheiten fördert. Um Spurenelementmangel zu vermeiden sollte, der pH-Wert des Bodens neutral bis schwach sauer sein.

Wer im Garten einen eher sandigen Boden hat, sollte Humus zuführen und auf eine ausreichende Bewässerung achten. Anders ist es bei schweren Böden. Dort ist der Anbau auf Dämmen sinnvoll. Die Dammkultur kann mithilfe eines Häufelpfluges angelegt werden. Mit Dammkulturen kann häufig die Fruchtqualität verbessert und das Auftreten von Krankheiten reduziert werden. Legen wir die Dämme mit ausreichender Breite, kann hier auch doppelreihig gepflanzt werden.

Arten- & Sortenvielfalt: Erdbeeren für den Kleingarten

Es gibt verschieden Arten von Erdbeeren, die sich nicht nur in der Kulturdauer, sondern auch in Fruchtgröße und Standortansprüchen unterscheiden. Natürlich existieren darüber hinaus noch weitere Unterscheidungsmerkmale. Hier beschränken wir uns auf die für den Kleingärtner relevanten Eigenschaften der Arten und Sorten.

1. Die Gartenerdbeere – Fragaria x ananassa

Unter den Gartenerdbeeren gibt es einmaltragende und remontierende (mehrmalstragende) Sorten. Eines der Merkmale der Gartenerdbeeren sind die großen Früchte. Da sie bei uns die am meisten kultivierte Erdbeerart ist, wird sie in vielen Sorten angeboten. Die Gartenerdbeere bildet Ausläufer, die wir sehr gut für die Vermehrung nutzen können. Der Anbau gelingt am besten in Reihen im Gemüsebeet. Die Kulturdauer beträgt in der Regel zwischen zwei und drei Jahren.


Praxis-Tipp II

Ertragreiche Pflanzen können wir markieren, und deren Ableger nutzen. Zwischen Ende Juli und Anfang August trennen wir die Ableger, die gewurzelt haben, von der Mutterpflanze und setzen sie in einen Topf oder ein neues Beet.

Die einmaltragende Gartenerdbeere

Die einmaltragenden Gartenerdbeeren werden je nach Sorte in früh-, mittelfrüh-, mittelspät- oder spättragend eingeteilt. Eine Besonderheit von einmaltragenden Erdbeeren ist der Zeitpunkt der Düngung. Die Düngung geschieht im Hochsommer nach der letzten Ernte. Das liegt daran, dass die Blütenknospen im Vorjahr angelegt werden. Daher hätte eine Frühjahrsdüngung auf den Ertrag wenig Einfluss.

Sorten der einmaltragenden Gartenerdbeere für den Kleingarten
• Früh: Ava, Clery, Elvira, Evita, Honeoye
• Mittel: Arosa, Camarosa, Korona, Polka, Sonata
• Spät: Mietze Schindler, Symphony, Florence

Die remontierende (mehrmalstragende) Gartenerdbeere

Mehrmals tragenden Erdbeersorten bilden nach der ersten Ernte im Juni oder Juli und einer Ruhepause bis in den Herbst ein zweites Mal Früchte. Die Früchte der zweiten Ernte fallen in Größe und Anzahl jedoch geringer aus. Diese Erdbeersorten benötigen eine regelmäßige Nährstoffversorgung, um genügend Kraft zu haben und mehrere Monate Früchte zu produzieren. Dabei sollte eine Überdüngung vermieden werden.

Sorten der remontierenden Gartenerdbeere für den Kleingarten
• Mara de Bois
• Ostara



Praxis-Tipp III

Damit Erdbeersorten regelmäßig geerntet werden können, sollten sie gut zugänglich am Rand des Gemüsebeetes oder auf einer Sonderfläche angebaut werden. Ein Hochbeet eignet sich dafür hervorragend.

© Kolforn, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

2. Walderdbeere – Fragaria vesca

Bei der Walderdbeere handelt es sich um eine in unseren Wäldern heimische Wildpflanze. Oft treffen wir sie an Waldrändern an. Auch in unseren Kleingärten lässt sie sich problemlos kultivieren. Sie eignet sich zum Beispiel hervorragend als Bodendecker unter Beerenobststräuchern. Die Walderdbeere gedeiht zwar auch im Halbschatten, benötigt jedoch ein paar Sonnenstunden am Morgen oder Abend, damit die Früchte reifen können.


Walderdbeeren tragen sehr kleine Früchte, die dafür ausgesprochen aromatisch sind. Die Vermehrung geschieht – wie bei der oben erwähnten Gartenerdbeere – über Ausläufer. Sie kann auch ausgesät werden. Die Kulturdauer ist permanent.

3. Die Monatserdbeere – Fragaria vesca f. semperflorenz

Die Monatserdbeere stammt von der Walderdbeere ab. Es handelt sich um sehr robuste Pflanzen, die über einen langen Zeitraum von Juni bis Oktober kleine wohlschmeckende Früchte produzieren. Sie bilden überwiegend keine Ausläufer und können daher nur über Samen vermehrt werden. Die Monatserdbeere eignet sich als Bodendecker und als Weg- oder Beeteinfassung. Aber auch diese Erdbeerpflanzen sollten nach etwa drei Jahren ausgetauscht werden. Die gewöhnliche Kulturdauer beträgt zwei bis drei Jahre.

Sorten der Monatserdbeere für den Kleingarten
• Alexandria
• Rügen

4. Wiesenerdbeere – Fragaria x vescana

Eine sogenannte Erdbeerwiese mit Pflanzen der Wiesenerdbeere – Sorte: Florika
 © Stephan Grote

Die Wiesenerdbeere ist eine Kreuzung aus der Gartenerdbeere und der Monatserdbeere. Die Pflanzen bilden sehr schnell dichte Pflanzdecken durch ihre starken Ausläufer. Für einen flächigen Bewuchs sollten diese nicht entfernt werden. Auch die Wiesenerdbeere eignet sich als Bodendecker in unserem Kleingarten. Im Vergleich sind die Früchte etwas kleiner und der Ertrag etwas geringer als bei der Gartenerdbeere. Es kann aber den ganzen Sommer über geerntet werden. Die Wiesenerdbeere kann in ausdauernden Kulturen über sechs bis acht Jahre angebaut werden.

Sorten der Wiesenerdbeere für den Kleingarten
• Florika
• Spadeka

In guter Gesellschaft: Erdbeeren im Gemüsebeet

Schnittlauch fördert eine gesunde Mischkultur mit Erdbeeren – zum Beispiel im Hochbeet 
 © JamesDeMers - Pixabay

Bei der Kultivierung von Erdbeeren in den Beeten unserer Kleingärten müssen wir beachten, dass die Nachbarpflanzen nicht zu groß sind. Diese rauben gegebenenfalls den Erdbeerpflanzen das Sonnenlicht. Zudem gibt es viele Pflanzen, die sich förderlich beziehungsweise hemmend auf die Erdbeerkultur auswirken. Eine der bekanntesten Empfehlungen ist die Mischkultur mit Lauch (Porree).


Förderlich in einer Mischkultur mit Erdbeeren
Schnittlauch, Dill, Lavendel, Salat wie der Eichblattsalat (Lactuca sativa var. crispa), Feldsalat, Spinat, Lauch, Zwiebel, Knoblauch, Radieschen und Rettich.


Hemmend in einer Mischkultur mit Erdbeeren
Kartoffeln, Kohlarten, Tomaten, Liebstöckel


Checkliste: Die Gartenerdbeere im Doppelreihen-Beet

Die folgenden Punkte können als Hilfestellung bei der Neupflanzung von Sorten der Gartenerdbeere in einem Kleingarten verwendet werden. Ziel ist, für die Erdbeerpflanze in einem bestehenden Gemüsebeet optimale Bedingungen für kräftiges Wachstum und eine reichhaltige Fruchtbildung zu schaffen.

1. Die optimale Pflanzzeit finden
- Ende Juli oder August
- 3 - 4 Jahre nach der letzten Erdbeerkultur und
- 3 - 4 Jahre nach dem Anbau einer hemmend wirkenden Pflanze
- Optimale Vorkultur vor Neuanpflanzung: Frühkartoffeln, Erbsen und Phacelia

2. Das Doppelreihen-Erdbeerbeet anlegen
- Reihen im Abstand von je 40 bis 45 Zentimetern Abstand einplanen
- Pflanzabstand innerhalb der Reihen von je 25 bis 30 Zentimetern beachten
- Ausrichtung: Nord-Süd-Richtung (optimale Sonneneinstrahlung)
- Das Beet auflockern, z. B. mit einer Mistgabel (optimale Luftversorgung des Bodens)
- Reifen Gartenkompost unterheben; alternativ: organischen Dünger (optimale Nährstoffversorgung)

3. Die Pflanzung durchführen
- Vor der Pflanzung die Erdbeerpflanzen gut wässern
- Sorten kombinieren:
      - Steigert den Ertrag
      - Verlängert die Erntezeit
      - Erhöht die Vielfalt an Geschmacksrichtungen
- Pflanztiefe beachten:
      - Wurzeln mit Erde bedecken
      - Das Herz der Pflanze muss über der Erde liegen
      - Nach der Pflanzung die Erdbeerpflanzen angießen

4. Das Zwei-Reihen-Erdbeerbett pflegen
- Bei Bedarf gießen
- Das ganze Jahr unkrautfrei halten
- Spätestens mit Beginn der Blüte Mulchmaterial, z. B. Stroh, unterlegen (jährlich erneuern)
      - Reduziert Beikraut, Krankheiten, Schädlinge; spart Wasser; saubere Früchte
- Vogelschutz: bei beginnender Ernte geeignete Netze anbringen
- Nicht für die Nachzucht verwendete Ausläufer regelmäßig entfernen
- Nach der Ernte krankes und abgestorbenes Laub abschneiden
      - Abgestorbenes Laub auch im Frühjahr vor dem Austrieb entfernen

5. Die Fruchtfolge und Anbaurotation beachten
- Ab dem dritten Jahr: Jedes Jahr die älteste Doppelreihe entfernen
      - Dort bodenheilende Gründungpflanzen säen (Tagetes, Ringelblume, Senf)
- Anschließend eine neue Doppelreihe auf erholtem Boden ergänzen
      - Punkt 1. der Checkliste beachten


Einige Pflanzen helfen, den Boden nach einer Erdbeerkultur zu heilen – hier: Tagetes „Single Gold“
 © Stephan Grote

Praxis-Tipp IV (Das rollierende System):

Ab dem dritten Standjahr lässt die Größe der Früchte nach. Die Entfernung dieser Pflanzen ist dann sinnvoll. Jeden Sommer pflanzen wir eine neue Doppelreihe dazu. Im Anschluss werden in den Boden der ältesten Reihe Gründungspflanzen eingesät. Neupflanzungen lohnen nur dort, wo vorher keine Erdbeeren standen.

Unser Extra-Tipp zur Jungpflanzengewinnung

Die eigene Jungpflanzenanzucht hat sich bewährt. Dazu werden von den kräftigsten und gesündesten einjährigen Erdbeerstauden die Ausläufer mit Jungpflanzen (Kindeln) um diese Pflanze herum in je einen Pflanztopf gesetzt. Währenddessen ist die Jungpflanze noch mit der Mutterpflanze verbunden. So gehen wir vor:

1. Auf Höhe des Ablegers wird ein Topf mit guter Blumenerde in den Boden eingegraben
2. Die erste Jungpflanze wird darin eingepflanzt
3. Sie wird mit einer Drahtklammer in der Erde befestigt
4. Alle weitere Ausläufer der Mutterpflanze werden entfernt
5. Im Sommer können die Jungpflanzen in eine neue Doppelreihe gesetzt werden

Abschließend

Erdbeeren sind eine hervorragende Ergänzung für die Beete eines Kleingartens. Diese Pflanzen bieten eine bunte Vielfalt an unterschiedlichen Sorten und können mit aktiver Pflege köstliche und üppige sowie anhaltende Erträge abwerfen. Mit ein wenig Achtsamkeit bei der Fruchtfolge dürfen wir jedes Jahr, saftige Früchte ernten und können den Boden optimal nutzen.



Autorin:

Stephani Terhechte
Fachberaterin