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Blumensamen selbst gewinnen

Es braucht nicht viel. Mit Wasser, Luft, Licht, Wärme und unserer liebevollen gärtnerische Pflege schaffen wir ideale Bedingungen für gesunde Pflanzen, die gesundes Saatgut produzieren. Was es dabei zu beachten gilt und wie wir vorgehen können, um dieses zu ernten und im Folgejahr zu säen, erfahren Sie im Folgenden.

Quelle: Landesverband

Blumensamen aus dem eigenen (Klein-)garten: Das spricht dafür

Sei es für den Austausch mit anderen Gartenenthusiasten oder für die freudige Aussaat im nächsten Jahr. Es bereitet Freude, Pflanzen aus selbstgewonnenen Samen zu ziehen. Zudem stellt es einen nachhaltigen Beitrag zur Wahrung der Vielfalt der Pflanzensorten dar. Nicht zu vergessen: Es ist günstig. Zwar bieten Samenproduzenten häufig eine riesige, bunte Palette an Raritäten und Verkaufsschlagern, qualitativ hochwertiges Saatgut können wir jedoch auch aus unserem eigenen Pflanzenbestand gewinnen. Unter dem Aspekt des Austauschs entdecken wir dabei sogar neue Sorten.

Ästhetik & Ökologie

Zwei weitere Aspekte sprechen ebenfalls dafür, Blumensamen selbst zu gewinnen. Zum einen ermöglicht es uns, den Garten in ästhetischer Hinsicht weiter auszustatten. Zum anderen können wir – je nach ausgesäter Art – vielen bestäubenden Insekten im Kleingarten eine neue Nahrungsquelle anbieten und diese dadurch mehr an unseren Garten binden. Dafür müssen wir kein neues Saatgut kaufen, sondern können im Sinne der Nachhaltigkeit mit anderen Gärtnern tauschen und so ganz lokal den Kreislauf von der Aussaat bis zur nächsten Samenernte schließen.

Vor dem Samen: Die Bestäubung

oraussetzung für die Samenbildung ist die Bestäubung der weiblichen Blütennarbe mit männlichen Pollen. Dies geschieht überwiegend durch Insekten, jedoch auch durch andere Tiere, den Wind, Wasser sowie auch künstliche Bestäubung. Letzteres zum Beispiel im Rahmen einer gezielten Pollenübertragung von Hand oder mithilfe eines Pinsels. Erst nach einer erfolgreichen Befruchtung können sich bei der großen Gruppe der Blütenpflanzen die Samenkörner im Fruchtknoten bilden.

Je nach Pflanzenart bilden sich ganz unterschiedliche Früchte und Samenkörner aus. Manche Samen entwickeln sich in einer trockenen Kapsel (Mohn) andere in Hülsen (Lupinen) und wieder andere in dicht besetzten Körbchen (Sonnenblume).

Gestalt des Samenkorns

“Den einen Samen” gibt es nicht. Die Variationsbreite erstreckt sich vom staubfeinen Orchideensamen aus dem Regenwald bis zur zirka 18 Kilogramm schweren Seychellennuss (Loidoica maldivici). Jedoch enthalten alle Samen, unabhängig von ihrer Größe, eine komplette Miniaturpflanze (Embryo), bestehend aus Sprossspitze, Keimwurzel, nährstoffhaltigen Keimblättern und der schützenden Samenschale.

der größte Samen der Welt
Der größte Samen der Welt: die Seychellennuss
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Seychelles_2010_259.jpg

So wird’s gemacht: 3 Tipps zur Samengewinnung

Um den Samen zu ernten und für das Folgejahr haltbar zu machen, empfiehlt sich eine sorgfältige Vorgehensweise. Im Folgenden stellen wir einige Kniffe zur Saatgutgewinnung vor.

#1 – Nur reife Samen ernten

Das Ausreifen der Samenkörner an der Mutterpflanze ist unerlässlich und erhöht die Keimfähigkeit und Haltbarkeit der Samen. Manche Pflanzen, wie der Echte Schwarzkümmel (Nigella sativa oder Jungfer im Grünen), entlassen ihre Samen sogar erst, wenn sie ausreichend trocken sind. Mit dem Verblühen welken die Blütenblätter und fallen ab. Zeitgleich entwickeln sich die Samenkörner im Fruchtknoten, die Frucht wird sichtbar und die Samen reifen aus. In der Regel werden sie dann dunkel, trocken und hart.

#2 – Trocken ernten

Die Mehrzahl der für die eigene Vermehrung gut geeigneten Sommerblumen bildet meist im Spätsommer oder Herbst trockene und erntereife Samen aus. Die Samenkörner sollten möglichst an trockenen, sonnigen Tagen geerntet werden. Dazu schneiden wir die kompletten Samenstände mit Stiel ab. Anschließend können wir sie in eine Schale legen, kopfüber in eine Papiertüte oder einen dichten Stoffbeutel hängen. An einem gut belüfteten Ort müssen die Samen nun rund drei Wochen trocknen.

#3 – Trocken einlagern

Nach dieser abschließenden Trocknung lassen sich die Samen durch Aneinanderreiben oder Draufschlagen (dreschen) leichter von der Spreu trennen. Das getrocknete Saatgut wird möglichst unter Luftabschluss sowie trocken (< 15 % Luftfeuchtigkeit) und kühl gelagert. Ein Kühlschrank oder ein kühler, trockener Keller sind geeignete Lagerstätten. Es bietet sich an, das Saatgut in Schraubgläsern zu verstauen, sofern diese für die Luftfeuchtigkeit nicht durchlässig sind.

Ein Extra-Tipp: Milchpulver & Reis als Trocknungsmittel

Wird der Behälter, in dem unser Saatgut lagert, oft geöffnet, dringt mit der einströmenden Luft Feuchtigkeit ein. Dem können wir entgegenwirken. In Küchenkrepp verpacktes Milchpulver oder Reis können in unserem Behälter als Trocknungsmittel eingesetzt werden.

Beispiele: Zierpflanzen zur Gewinnung von Saatgut

Es folgen einige Beispiele für Zierpflanzen, deren Samen wir problemlos in der oben beschriebenen Weise ernten, bearbeiten und in den Folgejahren wieder aussäen können. Die Ausführungen basieren auf den Erfahrungen der Autorin Josie Jeffrey (Pflanzensamen sammeln, trocknen, tauschen).

Quelle: Landesverband
Oben Ringelblumensamen, unten Kopf einer Sonnenblume auf einem Trocknungsnetz

Sonnenblume (Helianthus annuus)

Der in den markanten Köpfen reifende Samen wird, etwa zwei Wochen nachdem sich die Blütenköpfe gelb verfärbt haben, geerntet. Dazu schneiden wir die Köpfe ab, legen sie mit dem „Gesicht“ nach unten in einen gelöcherten Karton und schlagen oder brechen die Samen nach einer Woche vorsichtig heraus.

Ringelblume (Calendula officinalis)

Die Samen bleiben zum Nachreifen noch an der Pflanze, auch wenn die Blütenblätter schon abgefallen sind. Die gekrümmten, stacheligen Samen färben sich im Reifezustand braun. Aus dem trockenen Blütenstand abgesammelte Samen sollten zum Trocknen eine Woche auf Zeitungspapier ausgebreitet werden.

Kornblume (Centaurea cyanus)

Die bunten Blütenblätter verwelken und fallen ab, sobald die Blütenköpfe verblüht sind. Zu diesem Zeitpunkt sind die Samen noch nicht bereit zur Ernte. Die anfänglich grünen Samen reifen und werden bräunlich. Da die Samen zu Boden fallen, wenn der Fruchtstand vollständig vertrocknet ist, gilt es, sie vorher zu pflücken.

Quelle: Jean-Pierre Bazard Jpbazard, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons; (adjusted col. satur.)
Die Samen einer Stockrose (Alcea rosea)

Stockrose (Alcea rosea)

Die Spaltfrüchte mit den darin liegenden Samen können wir ernten, wenn die Blütenblätter abgefallen und die Früchte und Samen an der Pflanze bräunlich und ausgereift sind. Nach einigen Wochen der Trocknung an der Luft können die Früchte geöffnet und die Samen herausgenommen werden. Diese sollten nun nochmals eine Woche lang in einem gut durchlüfteten, trockenen Raum trocknen. Anschließend verpacken wir die Samen luftdicht.

Weitere Zierpflanzen für die Samengewinnung

Diese Liste enthält andere Pflanzen für den (Klein-)garten, die sich leicht über die oben beschriebene Samengewinnung vermehren lassen, sind:

  • Sommeraster
  • Bartnelke
  • Bechermalve
  • Schmuckkörbchen
  • Elfenspiegel
  • Fleißige Lieschen
  • Fuchsschwanz
  • Goldlack
  • Kapuzinerkresse
  • Lichtnelke
  • Löwenmäulchen
  • Mittagsblume
  • Mohn-Arten
  • Nachtkerze
  • Studentenblumen

Autorin:

Ulrike Brockmann-Krabbe

Landesfachberaterin