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Gemüseanbau für Anfänger: Vorbereitungen für das
Wintergemüse in der warmen Jahreszeit

Im Winter sind wir nicht mehr so häufig in unseren Kleingärten. Die Pflanzen befinden sich in Winterruhe und der Garten wurde winterfest gemacht. Dann freuen wir uns schon auf die neue Saison. Dabei kann der Garten auch im Winter für die Kultivierung genutzt werden. Vorbereitungen wie Anzucht und Bodenbearbeitung müssen wir jedoch bereits zwischen Mai und Juli treffen.

Gesichertes Gewächshaus im Schnee
Gewächshäuser ermöglichen es uns, im Winter auch bei geschlossener Schneedecke frisches Blattgemüse zu ernten.
© onepony - istockphoto.com 

Drei Kategorien: Von Asia-Salat bis Winterporree

Damit eine Ernte im Winter möglich ist, müssen wir schon im frühen Sommer damit beginnen, die
richtigen Kulturen zum richtigen Zeitpunkt auszusäen. Ein Sommerloch? Das kennen wir ambitionierte Kleingarten-Enthusiasten nicht. Alles ist straff getaktet. Es gibt drei Arten von Wintergemüse, die wir anhand ihrer Anforderungen für eine erfolgreiche Ernte klar unterscheiden sollten.

  1. Wintergemüsearten, welche bereits vor dem Winter wachsen und trotz niedriger Temperaturen und wenig Licht im Gemüsebeet verbleiben können. Hierzu gehören zum Beispiel Grünkohl, Rosenkohl sowie der Winterporree. Diese Kulturen wachsen in milden Wintern, so wie wir es in den letzten Jahren beobachten konnten, weiter und sind frosttolerant.
  2. Daneben gibt es Winterkulturen, die generell bei niedrigen Temperaturen wachsen und mit dem im Winter wenig vorhandenen Sonnenlicht auskommen. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Art gehört der Feldsalat. Andere auch kulinarisch interessante Arten sind die Asia-Salate (bzw. asiatische Kohlgewächse), der Postelein oder der Hirschhornwegerich.
  3. Zur dritten Kategorie der Wintergemüse gehören die Gewächse, die, wie die Kulturen der ersten Gruppe, vor dem Winter heranwachsen müssen. Sie unterscheiden sich von den anderen beiden Kategorien dadurch, dass diese nicht frosttolerant sind. Hierzu zählen alle klassischen Lagergemüsearten, wie zum Beispiel Möhren, Pastinaken und Rote Bete.

Neben der Kulturart spielt beim Wintergemüse der Anbauort natürlich auch eine große Rolle. Von
den Wintern hierzulande können wir in der Regel folgende drei Eigenschaften erwarten:

  • tiefe Temperaturen (Mittelwert unter 3°C)
  • wenig Sonneneinstrahlung (kurze Tageslängen und niedrig stehende Sonne)
  • kalte Winde (kühlt Kulturen zusätzlich herunter)


Eine frische Salatalternative: Im Winter Postelein aus dem eigenen Anbau statt Kopfsalate mit langen Transportwegen 
© Tim Große Lengerich


Manchmal, aber immer seltener, gibt es in unseren Breitengraden im Winter Schnee. Dieser bedeckt dann den Boden und schickt die niedrig wachsenden Kulturen wie den Feldsalat in den Winterschlaf. Das macht, zu diesem Zeitpunkt und insbesondere bei Feldsalat, eine Ernte unmöglich.


Winterkulturen konkret: So können wir vorgehen

Was für Möglichkeiten haben wir als Gärtnerinnen und Gärtner also, um im Winter auch Spaß am Ernten zu haben? Und welche Entscheidungen müssen wir zu diesem Zweck schon im späten Frühjahr und frühen Sommer fällen?

Passende Kultureinrichtung finden

Zum einen können wir Kultureinrichtungen wie Gewächshäuser und Frühbeetkästen (im Weiteren „geschützter Anbau“ genannt) nutzen. Diese schützen unsere Kulturen vor dem kalten Wind und
ermöglichen eine Ernte unabhängig von Schneefällen. In Gewächshäusern wachsen in unserem Vorbereitungszeitraum (von Mai bis Juli) jedoch meistens bereits andere Kulturen. Den Platzbedarf müssen wir bedenken.

Ausrichtung & Gartengestaltung

Aber auch die Gartengestaltung stellt für den Erfolg des Wintergemüseanbaus einen entscheidenden Faktor dar. Eine südlich ausgerichtete und windgeschützte Lage des Gemüsebeets mit einer Steinmauer auf der dem Wind zugewandten Seite kann das Kleinklima positiv beeinflussen und schafft so deutlich bessere Bedingungen.


Wahl des Saatguts entscheidet über Vorbereitungszeit & Wahl der Kultureinrichtung

In der Vorbereitung auf die Wintersaison ist es also wichtig, sich im Voraus klar zu werden, zu welcher Winterkulturart das gewählte Gemüse gehört und welche Anbauorte uns dafür zur Verfügung stehen. Vor allem sollten wir uns fragen: Ist an diesen Anbauorten zwischen Mai und Juli noch Platz? Für den geschützten Anbau kommen vor allem die Kulturen der zweiten Kategorie in Betracht (unter anderem Asia-Salate, Postelein, Hirschhornwegerich). Diese sind nämlich weniger frosttolerant.

Die weitaus frosttoleranteren Pflanzen der ersten Kategorie wachsen meist zu hoch für einen Frühbeetkasten und ein Gewächshaus ist zwar eine Option, jedoch nicht wirklich notwendig. Zudem
befindet sich dort zur Aussaat beziehungsweise zum Pflanztermin das Fruchtgemüse (Tomaten,
Gurken, Paprika) gerade in voller Reife. Was ist also hierfür die Lösung?


Rosenkohl & Co: Schon ab Mai direkt ins Freie!

Die Gemüsearten aus der ersten Kategorie wachsen so hoch, dass wir diese auch bei einer Schneedecke noch gut ernten können. Also: Ab ins Freie damit! Der geschützte Anbau dagegen wird vorzugsweise für die Kulturen genutzt, welche zwar bei niedrigen Temperaturen und wenig Licht wachsen, jedoch frostempfindlich sind.


Hochwachsenden Kohlarten wie Grün- und Rosenkohl gucken oft auch bei geschlossener Schneedecke heraus und können geerntet werden.
  © PamelaJoeMcFarlane - istockphoto.com


Die Kulturen der ersten Kategorie haben vor dem Winter ihre Hauptwachstumsphase und bleiben über den Winter im Beet stehen – bis sie geerntet werden. Diese sollten bereits Anfang Juli in den Boden kommen. Der Unterschied zu den Wurzelgemüsen ist, dass diese Kulturen, zu denen der Grünkohl, der Rosenkohl, der Palmkohl und auch der Porree gehören, eine lange Entwicklungsphase haben und daher oft nicht direkt ins Beet gesät werden. Stattdessen ziehen wir sie meist vor und pflanzen sie erst bei entsprechender Konstitution nach draußen.



 © Fourleaflover - istockphoto.com

Tipp#1: Direkt ins Beet, aber früh genug!


Wir können viele Kohlsorten auch direkt ins Beet säen. Idealerweise beginnen wir damit bereits Ende Mai. Zu bedenken ist, dass das Beet damit ab Frühjahr für Kulturen mit früherem Erntezeitpunkt nicht mehr zur Verfügung steht.



Die Pflanzung der vorgezogenen Pflanzen Anfang Juli hat den Vorteil, dass die kritische Jugendphase nicht im Beet, sondern in isolierter Vorzucht stattfindet. Auch beim Einsetzen von Jungpflanzen gibt es zwei Möglichkeiten, wie wir vorgehen können. Entweder kaufen wir die Jungpflanzen im Gartenfachmarkt unseres Vertrauens oder ziehen diese selber an. Im Gartenfachmarkt haben wir jedoch wahrscheinlich eine geringere Sortenauswahl. Bei der Anzucht zu Hause stehen uns mehr Möglichkeiten zur Verfügung.


© MaksimYremenko - istockphoto.com

Tipp#2: Das Schlagwort „Winter“ hilft, das richtige
Saatgut zu finden!

Für den Winteranbau sind Sorten mit dem Begriff „Winter“ im Namen die richtige Wahl. Auf der Rückseite der Samenverpackung befindet sich außerdem ein Text mit Hinweisen zur jeweiligen Saatzeit.


Von der Aussaat bis zur Ernte

Die zur ersten Kategorie gehörenden Pflanzen sind Kohlkulturen. Als solche werden sie als Einzelpflanze herangezogen. Wir säen dafür ein Saatkorn pro Jungpflanzentopf aus. Alternativ können wir auch eine Saatschale verwenden, in der wir die Saatkörner zuerst flächig verteilen, zur Keimung bringen und dann die gekeimten Samen pikieren. Beim Pikieren nehmen wir die Keimlinge vorsichtig aus der Saatschale (Achtung! Empfindlich!) und setzen sie einzeln in unsere Jungpflanzentöpfe.


Gerade Kohlkulturen haben eine lange Jugendentwicklung, in der sie sehr empfindlich für äußere Einflüsse sind, sodass eine Voranzucht in Jungpflanzentöpfen sinnvoll ist. Nach erfolgreicher Anzucht können starke und gesunde Pflanzen ins Beet gepflanzt werden © Tim Große Lengerich


Nach zirka sechs bis acht Wochen sind die Kulturen dann so groß, dass wir sie in ein vorbereitetes Beet pflanzen können. Der Boden muss nicht extrem fein, jedoch trotzdem gut gelockert sein. Die Jungpflanzen sollen die Möglichkeit haben, in den Boden einzuwurzeln, ohne mit Luft in Kontakt zu kommen. Nach dem Einsetzen folgt das Angießen. Von nun an sollten diese Kulturen über den Rest des
Sommers gepflegt und im Winter dann nach Bedarf geerntet werden. Letzteres sogar dann, wenn wir mal mit einem weißen Winter beschert werden.


Postelein & Co: Ab September auch ins Freiland

Das Wintergemüse der zweiten Kategorie, welches auch hervorragend bei geringen Temperaturen wächst und Frost toleriert, kann ebenfalls auf zwei verschiedenen Arten angebaut werden. Zum einen können wir die Kulturen wieder direkt ins Beet säen. Hier eignet sich Feldsalat in der Fruchtfolge nach den Bohnen. Der Boden hat im Monat September noch eine geeignete Temperatur, sodass der Feldsalat keimen kann und sich anschließend langsam in den Winter hinein entwickelt. Je nach Winterklima können wir um Weihnachten, mit Ende des Januars oder zu Beginn des Februars mit einer Ernte rechnen.


© Bulgakova Kristina - istockphoto.com

Tipp#3: Bei Schnee & Frost die Salatarten erst auftauen
lassen!

Liegt Schnee, muss die Ernte warten!
Feldsalat und Wintersalatarten halten Frost und Schnee jedoch gut aus. Diese können, sobald sie mit milderen Temperaturen auftauen, geerntet werden.



Der geschützte Anbau

Die andere Variante des Anbaus von Wintergemüse der zweiten Kategorie ist der geschützte Anbau. Da die Sommerkulturen die Kultureinrichtungen nicht selten bis Ende September belegen, ist eine Voranzucht in Jungpflanzentöpfen zu empfehlen. Mit vier bis sechs Saatkörnern pro Jungpflanzentopf erhalten wir eine gute Pflanzendichte. Auch hier sollten wir wieder sechs bis acht Wochen vor der gewünschten Pflanzung mit der Aussaat beginnen und den späteren Platzbedarf bedenken.

Nach dem Entfernen der abgeernteten Sommerkulturen aus dem Gewächshaus wird der Boden gelockert und die Jungpflanzen des Feld- und Asiasalates sowie Posteleins in den Boden gesetzt. Anschließend gut angießen. Danach ist darauf zu achten, dass die Kulturen nicht zu feucht werden. Sie brauchen in dieser Jahreszeit nicht viel Wasser und können bei Übermaß schnell krank werden. Die Wintersalatarten im geschützten Anbau wachsen deutlich schneller als im Freiland, haben dabei
jedoch auch ein weicheres Blatt.


© Tetiana Garkusha - istockphoto.com

Tipp#4: Mehrmals ernten möglich!

Wenn wir Kulturen wie Asiasalat, Postelein und Hirschhornwegerich bei der Ernte nicht zu tief abschneiden, können wir im selben Winter mehrfach ernten. Bei Feldsalat ist das jedoch meist nicht möglich.




Frühes Wintergemüse: Wurzel- & Lagergemüse vor dem ersten Frost ernten

Die Kulturen der dritten Kategorie (Wurzel- bzw. Lagergemüse) sollten spätestens zum Anfang des Julis in den Boden kommen. Hierzu zählen unter anderem:

  • Möhren
  • Pastinaken
  • Petersilienwurzel
  • Rote Bete

Sie werden direkt ins Freiland gesät. Das Beet sollte hierfür so vorbereitet sein, dass es tief gelockert ist, damit sich die Wurzeln der Wurzelgemüsekulturen gut in die Tiefe entwickeln können. Außerdem ist es notwendig, dass der Oberboden (die obersten 2 cm) fein und krümelig ist. Dadurch wird das Saatgut besser umschlossen und in der Anfangsphase gut mit Feuchtigkeit versorgt.

Bei sehr groben Bodenstrukturen kann es sein, dass die Samen nicht ausreichend Feuchtigkeit aufnehmen können oder im späteren Keimprozess vertrocknen. Neben der Gewährleistung einer feinen Bodenstruktur sollten wir zudem stets gut wässern, bis die ersten Laubblätter zu erkennen sind.


Anfang Juli ausgesäte Möhren entwickeln sich im Laufe des Jahres gut und können mit Beginn der ersten Frostnächte eingelagert werden
 © Tim Große Lengerich


Da die Wurzelgemüse nicht frosthart sind, ist es wichtig, darauf zu achten, dass wir die Kulturen vor den ersten Frösten ernten. Wir können das Wurzelgemüse in Mieten, im Keller oder in einer Laube lagern. Wichtig hierbei: eine kühle, dunkle Umgebung mit einer nicht zu geringen Luftfeuchtigkeit.



© analia26 - istockphoto.com

Tipp#5: Leichte Fröste mit Laub überbrücken!

Es ist möglich, die Kulturen während der ersten leichten Nachtfröste im Beet zu belassen, wenn wir sie mit einer Schicht Laub oder Stroh abdecken. Diese Schicht sollte jedoch mindestens 15 Zentimeter dick sein.



Freude mit Winterkulturen: Einfach ausprobieren!

Wer mit der Winternutzung seines Gartens anfängt, merkt schnell, wie schön es ist, auch in den dunklen und trüben Wintertagen etwas selbst angebautes und frisches auf dem Teller zu haben. Die besondere Herausforderung: Unsere Vorbereitungen beginnen bereits in der ersten Hälfte des Jahres und machen unsere Winterkulturen zu einem ausdauernden Projekt. Der Vorteil: Wir dürfen die buchstäblichen Früchte dieses Projekts ernten, wenn andere Laub haken.


Autor:

Tim Große Lengerich

Beisitzer im Vorstand des Landesverbandes