Bezirksverband Castrop-Rauxel/Waltrop
der Kleingärtner e. V.
Kgv. „Am Grutholz“
Die Dosis gilt es zu beachten: Informative Schulung zu giftigen Pflanzen
Es wurde giftig am 16. September in der Kleingartenanlage „Am Grutholz“.
Alois Bredl besuchte das Areal am Ende der Alleestraße, um eine Schulung zum Thema „Giftige Pflanzen“ abzuhalten. Bei bestem Wetter versammelten sich die Zuhörer aus der Anlage und der Nachbarschaft sowie weitere Freunde des Kleingartenwesens.
Mit Handschuhen an den Händen breitete der ehemalige Bezirksfachberater einige Pflanzen, Ruten und Äste auf einem langen Tisch aus.
Zum Beispiel einen Ast vom Knallerbsenstrauch, fachmännisch auch gemeine Schneebeere genannt. Sie erweckte in fast allen Teilnehmern Erinnerungen, die zum Schmunzeln waren. Hat nicht jeder von uns in der Kindheit die Beeren abgepflückt und kräftig zu Boden geworfen, weil sie so schön knallten? Die Früchte bieten vorrangig für Drosseln und Finken einen leckeren Imbiss. Aber wenn man nicht grade eine Drossel oder ein Fink ist, führt der Verzehr der schönen weißen Beere zu erheblicher Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Das ist nicht tödlich, aber schön ist auch anders.
Maiglöckchen, Tollkirsche, Eibe, Goldregen, Finger- und Eisenhut, Efeu, Oleander, Rhododendron und Pfaffenhütchen sind einige der Pflanzen, deren Verzehr oder bei denen der Kontakt durchaus einen tödlichen Verlauf nehmen kann.
Zu Finger- und Eisenhut gab es sogar vor einigen Jahren eine Forschung, in der untersucht wurde, ob Honig von Bienen, die sich hauptsächlich an diesen Pflanzen gütlich taten, gesundheitsgefährdend sein könnte. Das Ergebnis brachte jedoch Entwarnung, der Honig ist unbedenklich.
Seit Jahren gibt es auch in den sozialen Plattformen immer wieder Warnungen bezüglich des Bärenklaus. Die bis zu zwei Meter große Pflanze führt bei bloßem Kontakt zu Entzündungen und verbrennungsähnlichen Verletzungen, die monatelange gesundheitliche Schwierigkeiten hervorrufen können. Alois Bredl nannte dazu eine Stelle in Henrichenburg, wo der Bärenklau gesichtet wurde. „Keinesfalls anfassen“, so lautete seine Warnung. Kurzer Hautkontakt, insbesondere in Verbindung mit Sonnenlicht, führt zu phototoxischen Vergiftungen, die sich durch schwere Entzündungen und Verbrennungssymptome auszeichnen.
Aber wie Paracelsus schon sagte: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift.
Allein die Dosis macht, dass es kein Gift ist.“ Kurz, die Dosierung macht das Gift. Geht also nicht raus und macht euer Ding, sondern lasst die Profis ran, wenn ihr naturheilkundlich unterwegs seid.
Viele von den Giftpflanzen, auch die, die einen tödlichen Vergiftungsverlauf haben, werden in der Pharmazie verwendet. Bei Herzschwäche wird Fingerhut in Form des Medikaments Digitalis eingesetzt.
Wir alle kennen das ABC-Pflaster, heute auch Thermacare. Unter anderem sind neben Arnika die Tollkirsche (Belladonna) und Chili (Capsicum) Inhaltsstoffe, die Muskelschmerzen und Verspannungen durch Wärmebildung lindern sollen. Wer die Früchte in hohen Dosen isst, erleidet Halluzinationen und Tobsuchtsanfälle, die bis zum Tod führen können. In geringeren Dosen wirken sie krampflösend und fiebersenkend.
Die Pflanze der Arnika kann oral angewendet durchaus zu Herzstillstand oder Herzschäden führen, während die Flavonoide der gelben Blüte äußerlich entzündungshemmend und mikrobiell wirken.
Und auch so manch eine Hustensaft-Verpackung ziert ein Efeublatt. Prospan zum Beispiel, ein Schleimlöser, der auf Extrakten des Efeus basiert. Die Blüte des Efeus kann eingeatmet jedoch zu Atemschwierigkeiten und Ohnmacht führen.
So erzählte Alois Bredl, der im Garten- und Landschaftsbau tätig ist, von einem Vorfall, bei dem ein Mitarbeiter eine Efeuhecke schnitt und den aufwirbelnden Blütenstaub einatmete. Er fiel sofort in Ohnmacht.
So manches, was grünt und blüht, ist nicht nur schön, sondern kann auch giftig sein. Und so sollte wichtig sein, zu wissen, was im Garten wächst. Insbesondere wenn man kleine Kinder hat. Es gilt nicht, diese Gewächse zu entfernen und auszurotten. Vielmehr geht es in solchen Schulungen darum, gerade Kindern den Umgang mit diesen giftigen Gewächsen beizubringen.
Als Tipp präsentierte Alois Bredl die Bücher „Giftige Pflanzen im Garten, Haus und öffentlichen Grün“ sowie „Essbare und giftige Wildpflanzen“. Für alle Fälle hinterließ er ein Infoblatt mit den Rufnummern der Gift-Notfall-Zentralen.
Ähnlich wie beim Notruf bei Polizei oder Feuerwehr geht es dort auf die Schnelle um folgende Fragen: Was ist passiert? Geht es um einen Menschen oder ein Tier? Wie viel wurde von was eingenommen? Wann ist der Vorfall passiert? Wie wurde das Gift eingenommen? Wie alt ist das Opfer, und wie viel wiegt es?
Genießt euren Garten, aber wisst, was dort wächst. An dieser Stelle vielen Dank an das Team des Kgv. „Am Grutholz“ für die Ausrichtung der Schulung.
Text: Mona Richter, Pressewartin
Bilder: Bezirksverband