Bezirksverband Recklinghausen
der Kleingärtner e. V.
Kgv. „Heimatliebe“
Gäste aus Frankreich empfangen: Städtepartnerschaft mit Douai auf das Kleingartenwesen ausgedehnt
Hohen Besuch hat der Kgv. „Heimatliebe“ Anfang November aus Douai in Frankreich empfangen. Kleingärtner aus einem dortigen Verein waren für drei Tage zu Gast in Recklinghausen.
Anders als in Deutschland haben die Vereine in Frankreich nur vier Vorstandsmitglieder und keine Beisitzer. So besuchten Alain Mériaux (Präsident), Bernard Turek (Kassierer) und Armand Wantiez (Schriftführer) den Kgv. „Heimatliebe“. Vizepräsident Yannick Meuriche fehlte erkrankt. Die Städtepartnerschaft zwischen Recklinghausen und Douai, die schon seit 1965 besteht, wurde nun um die Kontakte zwischen den Kleingärtnern ergänzt und damit vertieft.
Die Begrüßung war herzlich. Der Vereinsvorsitzende Armin Osthof und Michel Bocquet als Dolmetscher (ehemals bei der französischen Eisenbahngesellschaft SNFC) empfingen die Gäste. Beide hatten die Idee zur länderübergreifenden Partnerschaft auch unter Kleingärtnern. Die Verbindung mit dem französischen Verein wurde dann als neues Element der Städtepartnerschaft von Klaus Hermann („Die Brücke“) und der Stadt Recklinghausen in die Tat umgesetzt. Sowohl der gesamte Vereinsvorstand als auch die Gartenmitglieder unterstützten das Vorhaben und standen den Vereinsvorsitzenden zur Seite.
Der Termin für den ersten Besuch war schnell gefunden worden. Neben „Recklinghausen leuchtet“ fand in dieser Zeit auch der Martinimarkt in Suderwich statt. Die drei Tage des Besuchs waren prall gefüllt und gut organisiert. Die Gäste lernten dabei unter anderem typisch westfälisches und bayrisches Essen wie Leberkäse oder Panhas, Pfefferpotthast und Dicke Bohnen kennen.
Der Suderwicher Kleingartenverein „Heimatliebe“ war auf dem Martinimarkt mit einem eigenen Stand mit selbstgemachter Marmelade vertreten. Bratapfelmarmelade, Himbeermarmelade, Waldfrucht- und Erdbeermarmelade hatten zahlreiche Gartenfreunde dafür hergestellt. Am Samstagabend beeindruckten die Rathaus-Show „Recklinghausen leuchtet“ mit DJ Moguai sowie die Beleuchtung der Innenstadt die französischen Gäste.
Trotz unterschiedlicher Sprachen verstand man sich. Schriftführer Armand Wantiez zeigte beim gemeinsamen Kaffeetrinken im Vereinsheim Bilder französischer Kleingärten. Bei der Besichtigung der Kleingartenanlage „Heimatliebe“ wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede festgestellt. So haben die französischen Kleingärtner, anders als wir, eine andere Form der Mischkultur. Sonnenblumen und Tagetes stehen beispielsweise zwischen Artischocken, Chicorée und anderem beliebten Gemüse. Auch sind auf den Gartenflächen keine Lauben zu entdecken.
Nur wenige der Kleingärtner aus Douai haben auf ihren Parzellen eine Beet-Umrandung. Für den natürlichen Dünger in Form von Pferdedung sorgt dort die Stadt. Dafür legen die Franzosen aber, genauso wie die deutschen Kleingärtner, viel Wert auf Biodiversität und den Anbau von Gemüse und Obst. Die Hochbeete gibt es in den französischen Gärten noch nicht, sie stießen deshalb auf großes Interesse.
Bürgermeister Christoph Tesche berichtete, dass die Städtepartnerschaft mit Douai schon eine lange Tradition habe. Die Verbindung sei eng und herzlich. Regelmäßig treffe er sich mit dem Bürgermeister Frédéric Chéreau aus Douai. Tesche sagte er hoffe, dass die Beziehung zwischen deutschen und französischen Kleingärtnern nun gut gepflegt werde und es bald den Gegenbesuch einer deutschen Gruppe im Nachbarland geben werde. Städtepartnerschaften seien die größte Friedensbewegung, und das Zusammenkommen von zwei Kleingartenvereinen sei etwas Besonderes, betonte der Bürgermeister.
Alain Mériaux, Bernard Turek und Armand Wantiez hatten besondere Sämereien dabei. So hatten sie selbst geerntete Samenkörner von typisch französischen Stangenbohnen aus Nordfrankreich und Kürbissamen aus Madagaskar mitgebracht. Diese übergaben sie an Bürgermeister Tesche und den Vereinsvorstand.
Ein Gartenfreund aus der „Heimatliebe“ hatte als Freundschaftsgeschenk eine Ismea-Blume mitgebracht. Deren kleinen Nebenzwiebeln werden als Freundschaftsgeschenk an andere Freunde weitergegeben.
Ein weiteres Highlight war die Dudelsack-Darbietung von Armand Wantiez. Zur Überraschung aller sang er abwechselnd zum Spiel. Die Zuhörer erfuhren, dass seine Ururgroßmutter aus England stammte. Wantiez erklärte die Bedeutung des Liedes. Hier werde ein Zeichen gegen Krieg gesetzt und für die Liebe, das Leben, das Feiern und den Genuss von süßen Orangen plädiert. Seit 50 Jahren spielt er bereits in einem Musikverein, wofür er kürzlich in Douai geehrt wurde.
Der Vorstand des Bezirksverbandes Recklinghausen der Kleingärtner war ebenfalls in den Besuch der Franzosen einbezogen. Bei einem gemeinsamen Gespräch am runden Tisch stellte man Unterschiede und Gemeinsamkeiten auch in der Vereinsführung fest. Angeregt tauschten sich die Teilnehmer aus.
Anschließend stellte Michel Bocquet das ebenfalls von der „Brücke“ unterstützte Projekt eines „Deutsch-Französischen Wörterbuchs zum Thema Garten“ vor. Am Sonntag, dem letzten Tag des Besuchs, nahmen die deutsch-französischen Freunde ein gemeinsames Mittagessen ein. Dann war die Zeit des Abschiednehmens gekommen. Drei beeindruckende Tage gingen zu Ende. Der Grundstein für eine Freundschaft, trotz unterschiedlicher Sprachen, ist mit diesem Treffen gesetzt worden - da waren sich alle Beteiligten sicher.
Bild und Text: Maria Althaus