Heute sind alte Obstsorten angesagt und wieder schwer im Kommen - so auch die Mirabelle. Die Franzosen wissen dieses Obst schon lange in bemerkenswert köstliche Desserts zu verwandeln. Hierzulande werden Mirabellen oft zu Marmelade oder Gelee verarbeitet. Kombiniert mit Brombeeren oder mit Aroniabeeren sind sie ein wahrer Genuss. Auch in Kuchen, Quark- und Mehlspeisen und als Obstsalat sind Mirabellen ein echtes Geschmackserlebnis. In jedem Rezept können die vorgesehenen Pflaumen, Aprikosen, Stachelbeeren oder Sauerkirschen durch Mirabellen ersetzt werden. Und dieser Obst-Austausch lohnt sich. Der Geschmack von Mirabellen ist unvergleichlich. Auch eignen sich die Steinfrüchte als Dörrobst sowie zum Einkochen und Einfrieren. Kauft man Mirabellen im Supermarkt, sind diese recht teuer. Ein selbstgemachter Mirabellenbrand oder Mirabellenlikör ist eine kostbare Rarität. In Österreich oder in der Schweiz muss der Kunde dafür tief in die Tasche greifen. Bei der Ernte, die je nach Sorte zwischen Juli bis Mitte September sein kann, werden die Zweige geschüttelt und das Obst mit einem Netz oder Tuch aufgefangen. Natürlich ist das Naschen direkt vom Baum ein ganz besonderer Genuss und dies nicht nur, weil die Früchte schon an den Zweigen nach Honig duften. Vermutet wird, dass Mirabellen eine Kreuzung aus Pflaumen und Schlehe oder Schlehendorn sein könnten. Die verdauungsfördernde Vitaminbombe ist reich an Vitamin C, B und A. Das in der Mirabelle enthaltene Pektin sorgt dafür, dass Abfall- und Giftstoffe aus dem Körper heraustransportiert werden. Beta-Carotin sorgt zusätzlich dafür, dass Haut und Zellen gesund bleiben. Die Früchte sind bei Vollreife hellgrün bis leuchtend gelb, je nach Sorte. Sie haben manchmal sogar kleine rote Sprenkel- Flecken. Andersfarbige, z.B. rote oder blaue „Mirabellen“ sind keine echten Mirabellen. Hierbei könnte es sich z.B. um die weniger süßen Renekloden, Kirschpflaumen oder recht saure Zibarten, eine Wildpflaumenart, handeln. Und: Nur die echten Mirabellen lassen sich leicht von ihrem Stein lösen. Zum Mirabellenbaum: Es gibt selbstfruchtende, veredelte Sorten. Auch die Möglichkeit eines zweiten Baumes als Fremdbestäuber ist zu empfehlen. Mirabellenbäume sind, je nach Sorte, resistenter gegen Krankheiten und Schädlinge als Pflaumen- und Zwetschenbäume. Das Steinobst wächst an Bäumen, die nicht allzu hoch werden. Die Baumkrone ist meist rund und sparrig. Sie sollte im Sommer regelmäßig ausgelichtet werden. Spätestens jedoch nach vier Jahren muss der Baum gründlich beschnitten werden. Stiele sowie die Unterseite der Blätter eines Mirabellenbaumes sind immer behaart. Die späte Blüte im April/Mai ist sehr schön. Die weißen Blüten in dichten Dolden sind ein wahrer Insektenmagnet. Für Bienen und Schmetterlinge sind sie im späten Frühjahr eine wichtige Nahrungsquelle. Gepflanzt wird so ein Baum im Herbst oder Frühling. Sonne und reichlich Wasser - keine Staunässe - sowie ein Pflanzstab, Kompost oder Mist lassen den schnellwachsenden Jungbaum gut gedeihen. Frühestens nach etwa sieben bis acht Jahren ist mit der ersten Ernte zu rechnen. Vollreife Mirabellen sind nicht immer aufgrund ihrer Farbe als reifes Obst zu erkennen. Manche können wie unreife kleine Pflaumen aussehen, doch geben Mirabellen bei Fingerdruck leicht nach.
Hans-Jürgen Husmann und Maria Althaus.