Kräuter: Bedeutung & Verwendung im Kleingarten
Der Umgang mit pflanzlichen Lebewesen wie Kräutern im eigenen Garten bedient eines unserer menschlichen Grundbedürfnisse: sich selbst zu versorgen. Im eigenen Kleingarten können wir zudem Kräuter anbauen, die wir im normalen Handel nicht erhalten. Doch auch die ökologische Bedeutung für Bienen und andere Nützlinge sowie der Genuss fürs Auge sind für viele Kleingärtnerinnen und Kleingärtner ein Grund, die Kräuterauswahl im eigenen Garten bunt
zu halten.
Kräuter damals: Ein kurzer Blick zurück
Nahezu alle Zier- und Kulturpflanzen entstanden aus einfachen, krautigen Pflanzen. In unseren natürlichen Pflanzen-Lebensgemeinschaften wie den Wäldern und Wiesen finden wir noch Urformen von Kohl (Wildkohl) und Möhre (Wilde Möhre), die wir dort als Wildkräuter bezeichnen. Auch wenn in weit zurückliegender Vergangenheit keine Züchtungen und Auslesen existierten, hat sich bereits in der Jungsteinzeit eine Verwendung etabliert. So gibt es jungsteinzeitliche Grabfunde von Nelkenwurz und Knoblauchsrauke.
Später dann, im Mitteleuropa des neunten Jahrhunderts, waren die Capitulare de Villis Karls des Großen ein wichtiges Moment, um den Anbau von Kräutern und Gemüse in Gärten zu fördern. Der Herrscher gab eine Liste heraus, die 140 verschiedene Obst-, Kräuter- und Gemüsepflanzen umfasste, die angebaut werden sollten.
Was den Menschen damals dabei half, immer einen Vorrat in der eigenen Hausapotheke zu haben und Verletzungen und leichte Erkrankungen selbst zu behandeln, ist heute nicht mehr notwendig. Trotzdem zeigen auch heute wieder viele Menschen Interesse daran, Kräuter selbst anzubauen. Sei es aus Zierzwecken, als Heilmittel oder zur Förderung der Biodiversität und damit der Lebensgemeinschaft im Garten.
Kräuter im Kleingarten: Selbstversorgung, Nachhaltigkeit & Ästhetik
Während unsere medizinische Versorgung heute nicht mehr unmittelbar an den eigenen Anbau von Heilpflanzen gekoppelt ist, liegen immer noch Beweggründe vor, die für den eigenen Anbau von Kräutern im Garten und im Kleingarten sprechen. Neben dem gestalterischen Aspekt und der Möglichkeit der Selbstversorgung fallen vor allem eine Vergrößerung der Biodiversität und ein insektenfreundlicher Garten ins Gewicht.
Kräuter-Tipp: Gesundheit!
Viele Kräuter können wir auch heute noch in unserer Hausapotheke nutzen. Wichtig ist, dass diese als Ergänzung verwendet werden, aber niemals zur alleinigen Behandlung. Auch ist bei der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten immer der Rat eines Arztes oder Apothekers einzuholen.
Kräuter zur Selbstversorgung: Aus dem Kleingarten auf den Tisch
Pflanzen produzieren sekundäre Pflanzenstoffe. Einige davon sind förderlich für die Gesundheit des Menschen, andere haben sogar eine heilende Wirkung. Während bei vielen Gemüsepflanzen eine moderate Konzentration vorhanden ist, zeichnen sich Kräuter durch einen vergleichsweise höheren Gehalt dieser nützlichen Inhaltsstoffe aus. Produziert werden diese Substanzen, um bestimmte Funktionen zu übernehmen oder diese zu unterstützen.
So wirken einige als Lockmittel, um für Bestäuber attraktiv zu wirken (in Form von Farbe und Düften). Andere Pflanzenstoffe wehren Fressfeinde ab, schützen vor Bakterien, Viren und Pilzen oder erfüllen die Funktion von „Imprägnierstoffen“ für Wurzeln, Stängel und Rinden. Diese Stoffe kommen in Kräutern häufig in einer höheren Konzentration vor. Für den Menschen sind diese sekundären Pflanzenstoffe besonders wertvoll, denn sie machen viele Kräuter besonders wohlschmeckend, heilend oder wohlriechend.
Kräuter-Tipp: Der Allrounder!
Der Garten-Salbei (Salvia officinalis) ist ein wahrhafter Allrounder. Er wächst in schönen Halbsträuchern und blüht (je nach Varietät mit farbiger Blütenpracht. Er ist ein hervorragendes Gewürz, kann als bekömmlicher Tee genossen werden und dient zudem in vielen Kulturen als Räucherwerk.
Besonders einfach anzubauen
Unter den klassischen Gewürzkräutern sind die Kräuter aus dem Mittelmeerraum am einfachsten anzubauen. Rosmarin, Thymian, Oregano und Ysop bevorzugen einen trockenen, eher sandigen Boden und volle Sonne. Sie brauchen wenig Pflege im Garten und verzeihen es, wenn man mal vergisst, sie zu gießen. Auch regelmäßiges Beschneiden zur Ernte macht diesen Pflanzen nichts aus. Neben diesen Klassikern gibt es auch Kräuter, die aufgrund ihrer explosiven Vermehrung auch zum Unkraut (Konkurrenzkraut) im Garten werden können. Dennoch sind auch diese Arten für die Selbstversorgung mit Kräutern aus dem Kleingarten geeignet und wegen der schnellen Verbreitung besonders einfach im Anbau.
Hierzu zählen Brennnessel, Gundermann, Giersch, aber auch Bärlauch und die Ringelblume. Sie sind wichtige Heilmittel, können jedoch auch als Gemüsepflanzen verzehrt und als Gewürze verwendet werden. Die Brennnessel ist unter Gärtnern außerdem für die stickstoffhaltige Jauche bekannt, die sowohl zur Vorbeugung von Pflanzenkrankheiten als auch zur Düngung und zur Aktivierung eines Kompostes aus ihr hergestellt werden kann. Zusätzlich eignen sich die Wurzeln und der oberirdische Teil der Brennnessel als Teepflanze.
Kräuter-Tipp: Giersch kommt selten allein!
Giersch gilt unter Gärtnern als der Feind eines gepflegten Gartens. Doch auch diese Pflanze hat Ansprüche an den Wuchsort im Garten. So wächst er vornehmlich im Halbschatten und bevorzugt einen leicht sauren Boden. Wer dies im Auge behält kann das nützliche Kraut ohne ausufernde Vermehrung anbauen.
Kräuter für Nachhaltigkeit im Kleingarten: Mehr Biodiversität,
weniger Schädlinge
Die bereits erwähnten sekundären Pflanzenstoffe sorgen für die förderliche Wirkung vieler Kräuter in Bezug auf Nachhaltigkeit und biologische Vielfalt. Wählen wir die richtigen Arten, können wir also nicht nur das Auftreten von Schädlingen reduzieren und Pflanzenschutzmittel ersetzen, wir können zusätzlich auch ein insektenfreundliches Biotop schaffen.
Kräuter gegen Schädlinge im Kleingarten
Die nachfolgende Tabelle zeigt, wie Lavendel, Kapuzinerkresse & Co gegen eine Vielzahl von Schädlingen eingesetzt werden können.
Schädlinge |
Kräuter mit abwehrender Wirkung |
Ameisen Läuse Schnecken Nematoden Viren Kohlweißlinge Pilze Erdflöhe Raupen |
Rosmarin Lavendel, Kapuzinerkresse, Salbei, Beifuß Salbei Kamille, Tagetes Rainfarn, Kamille, Lavendel Beifuß, Salbei Lavendel, Kamille Beifuß Salbei
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Kräuter für den insektenfreundlichen Kleingarten
Alle Kräuter werden auf vielfältige Weise von Insekten genutzt. Insbesondere werden Nektar und Pollen aus den Blüten gesammelt. Doch das kriegen wir in unseren Gärten oft gar nicht mit, denn Kräuter, die vor oder in der Blüte geerntet werden, haben für Bienen und anderen bestäubende Tiere keinen Wert mehr. Es gilt also, nicht alle Blüten zu ernten. Gleichzeitig ist es ratsam, im Herbst und im Winter Pflanzenteile stehenzulassen – auch wenn dieser bereits vertrocknet sein sollte. Die Stängel und Samenstände sind für die Larven vieler Krabbler eine willkommene Nahrungsquelle und Versteckräume.
Kräuter in der Mischkultur des Kleingartens
Kräuter – und insbesondere jene, die gegen Schädlinge wirken – sind hervorragende
Mischkulturpartner im Gemüsebeet. Zum einen stammen sie meistens aus anderen
Pflanzenfamilien als unsere Gemüsepflanzen (Mischkulturbedingung) und zum anderen wirken die sekundären Pflanzenstoffe, die die Kräuter für die eigene Verteidigung produzieren, auch in der näheren Umgebung. Eine blütenreiche Mischkultur mit Kräutern fördert die Bestäubung des Fruchtgemüses und vergrößert das Nahrungsangebot für Bienen und andere Insekten im Garten.
Dekorativ: Kräuter für den Kleingarten
Kräuterbeete sprechen nicht nur das Auge an, sondern auch die Nase. Platzieren wir ein Kräuterbeet im Eingangsbereiches unserer Kleingartenparzelle, wird der Besucher direkt über zwei Sinnesorgane angesprochen. Kräuter, die in ein Staudenbeet integriert werden oder in direkter Nachbarschaft zu einem Staudenbeet stehen, ergänzen es so mit einem zusätzlichen Sinneseindruck. Die folgende Tabelle enthält einige dekorative Kräuter und Hinweise, wie wir sie darüber hinaus verwenden können.
Pflanze |
Nützlich als |
Ringelblume Kamille Borretsch Rosmarin Lavendel Liebstöckel Salbei Mehrjähriges Bohnenkraut Ysop |
Tee oder Salbe Mischkulturpartner, Schnittblume, Tee Wildbienenweide, Gemüse Gewürz Gewürz, Duftkraut, Tee Gewürz, Samenstände als Herbstdekoration Gewürz, Heilkraut, Räucherwerk Hummelweide, Gewürz Gewürz, Schmetterlingsweide für Bläulinge
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Fazit
Kräuter sind nicht nur in der Küche vielseitig einsetzbare Alleskönner. Sie werten unseren Kleingarten in ökologischer Hinsicht auf, können uns mit Nahrung versorgen und leisten einen Beitrag zur Ausgestaltung unseres Gartens. Bei klug gewählten Pflanzenarten tun wir gleichzeitig etwas für den Pflanzenschutz in unseren Beeten und bieten der bunten Insektenwelt ein ebenso buntes Nahrungsangebot, sogar bis in den Winter hinein.
Autorin:
Rosalie Surmann
Fachberaterin