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Die Fachberatung: Amt & Lehrgang unter der Lupe

Der Landesverband beglückwünscht die Absolventen des Fachberaterlehrgangs aus Mai 2024. Zeit, einmal genauer auf dieses wichtige Amt zu blicken. Was heißt es eigentlich, Fachberater oder Fachberaterin zu sein? Welche Aufgaben können in diesem Amt anfallen und steckt nicht doch noch mehr dahinter, als man anfänglich vermuten mag? Um das herauszufinden, blicken wir auf zwei Termine, die im April und im Mai 2024 stattgefunden haben.

© Landesverband

Fachberater werden: Am Anfang steht…

Unsere Fachberaterinnen und Fachberater sind echte Experten bezüglich Obst- und Gemüseanbau
und kennen sich sehr gut mit dem naturnahen Gärtnern und der Pflanzenvielfalt im Garten aus. Doch das alles kommt nicht von ungefähr. Wer als Fachberater im Verein amtlich tätig sein möchte, sollte den Lehrgang zum Fachberater beziehungsweise zur Fachberaterin besucht haben. Die Mitglieder haben dann in der Versammlung die Wahl, die neue Expertin oder den neuen Experten auch in den Vorstand zu wählen.

…der Fachberaterlehrgang an der Landesschule

An der Landesschule des Landesverbandes Westfalen und Lippe der Kleingärtner e. V. wird im
Fachberaterlehrgang nicht nur theoretisches Wissen vermittelt. Der angeschlossene Lehr- und
Lerngarten ist der Ort, wo die Fachberaterinnen und Fachberater während der Ausbildung praktische
Erfahrung sammeln. Dieser große, naturnahe Garten, der unter der Leitung von Stephan Grote nachhaltig gepflegt wird, dient den Anwärtern sowohl als Versuchs- als auch Anschauungsobjekt – learning by doing, so zu sagen.

Der Lehrgang stellt Wissen aus drei thematisch sortierten Blöcken, die sich über einen Zeitraum von
ca. zwei Monaten verteilen, bereit. Die Vermittlung des Gartenwissens übernehmen verschiedene Fachreferenten, zu denen auch die ehrenamtliche Landesfachberaterin Ulrike Brockmann-Krabbe und der hauptamtliche Landesfachberater Stephan Grote zählen. An zehn Terminen kommen die
Anwärter zusammen, um Neues zu lernen, Bekanntes zu vertiefen und von dem gemeinsamen
Austausch und der Diskussion zu profitieren.


Drei Fragen an Ulrike Brockmann-Krabbe

Frage 1: Warum werden Vereinsmitglieder Fachberater?

© Nuthawut Somsuk - istockphoto.com

Zunächst müssen wir zwischen rein gartenfachlich
orientierten und offiziell gewählten, amtlichen Fachberaterinnen und Fachberatern unterscheiden. Letztere sind Teil des Vereinsvorstandes. Doch die Fachberaterausbildung an der Landesschule steht grundsätzlich für alle Interessierten offen. Viele Teilnehmer der Lehrgänge möchten sich in das Vorstandsamt wählen lassen. Andere nehmen aus fachlichem Interesse teil.

Stephan Grote nutzt für eine anschauliche Wissensvermittlung den Lehr- und Lerngarten
© Landesverband

Sicheres Umfeld: Lernen heißt, Wissenslücken erkennen &
schließen

Am letzten Tag des Fachberaterlehrgangs sind alle Anwärter zur Demonstration ihrer neuen
Expertise anwesend. In kurzen Vorträgen vermitteln die Teilnehmer den anderen Anwesenden
Wissen aus einem Bereich ihrer Wahl. Der Zeitplan ist an diesem Tag oft eng. Die Auswahl an
Themen ist bunt. Aufregung ist unter den angehenden Fachberatern durchaus zu spüren. Diese
Veranstaltung ist jedoch ein sicherer Ort, um Gelerntes ohne Scham präsentieren zu können. Für
Anmerkungen zu den präsentierten Themen soll trotzdem Platz sein, denn häufig helfen diese,
Unklarheit zu beseitigen.

Durch die Vorträge bekommen die künftigen Fachberater Gelegenheit, die Wissensvermittlung von
gartenbezogenen Themen in der Praxis zu üben. Diese ist nämlich ein wichtiger Teil der
Kompetenzen eines Fachberaters. Zudem ist die unmittelbare Rückmeldung der anderen Anwärter
ein guter Einstieg in die Diskussion mit Personen, die den gleichen Wissensstand haben. Das Wissen
wird gefestigt und Fragen können in der Gruppe geklärt werden. Nicht zuletzt kann der vorbereitete Vortrag auch schon als Einstieg in die Fachberatung im Verein dienen.


Drei Fragen an Ulrike Brockmann-Krabbe

Frage 2: Lernen Fachberater nur, wie man gärtnert?

© Nuthawut Somsuk - istockphoto.com

Nein, viel mehr! Fachberater und Fachberaterinnen, die eine Ausbildung an der Landesschule Westfalen-Lippe durchlaufen haben, können einerseits auf ein solides gärtnerisches und ökologisches Grundlagenwissen zurückgreifen. Andererseits werden sie auch auf ihre Tätigkeit als Teil des Vereinsvorstandes vorbereitet und lernen, worauf es bei der Wissensvermittlung ankommt.

Vielfalt: Absolventen decken breites Themenspektrum ab

Nicht nur jeder Teilnehmende des Kurses bringt mit seinem individuellen Können Abwechslung in
die Gruppe. Das Amt des Fachberaters ist selbst so vielfältig wie die angehenden Fachberaterinnen
und Fachberater, die an den Lehrgangstagen vor Ort sind. Am 26.05.2024 wurde dies vor allem
durch die Mischung an Themen unterstrichen, die die Teilnehmenden in ihren Abschlussvorträgen
vorstellten. Nachfolgend ein exemplarischer Auszug aus den behandelten Themen:

  • Pflanzenarten im Profil (zum Beispiel Tomaten)
  • Sortenvielfalt ausgewählter Gemüsepflanzen
  • Unterschiede: Sortenfestes Saatgut & Hybride
  • Beispielhafte Planung von Pflanzenbörsen
  • Pflanzenjauche ansetzen & anwenden
  • Beet- & Gartenkonzepte (zum Beispiel Staudengärten oder Hochbeete)
  • Das A & O der Veranstaltungsplanung
  • Wintergärten: Gemüsesorten & Methoden
  • Schädlinge & Nützlinge im Gleichgewicht halten
  • uvm.
Die wichtige Rolle des Marienkäfers als Nützling wurde in einem Abschlussvortrag erläutert
© Nico Reuscher

Absolviert: Der Landesverband begrüßt die neuen Fachberater & Fachberaterinnen der Vereine

Die Vorträge der Anwärter wurden von angeregten Diskussionen begleitet
© Landesverband

Die nachfolgende Liste nennt die 23 neuen Fachberater mit ihrem jeweiligen Bezirks- / Stadtverband und den Abschlussthemen, die sie am 26.05.2024 vorgestellt und diskutiert haben:

Jens Jaufman, Arnsberg: Bewässerung im Garten
Sabine Frühling-Fehr, Bielefeld Kreis Gütersloh: Frisches Gemüse den Winter hindurch
Tina Ruschenburg, Bielefeld Kreis Gütersloh: Tomatenanbau im Freiland
Manuela Geiling, Bocholt-Borken: Pflanzentauschbörse
Marc Hüffmann, Bochum: Vorziehtechnik für Möhren
Jaqueline Terber, Bochum: Kräuter, Zauber und Hexengebräu
Stefan Terber, Bochum: Planung und Ausführung – Gruppenarbeit auf der
Gemeinschaftsfläche
Heidrun Neitzel, Castrop-Rauxel/Waltrop: Gute Ernte, was jetzt?
Tobias Bunge, Dortmund: Organisation einer Werkzeugbörse
Jasmin Arndt, Gelsenkirchen: Insektenhotel selbst gebaut
Thomas Bednorz, Gelsenkirchen: Einrichten eines Demenzgartens in einer Kleingartenanlage
Sandra Rüdiger, Hagen: Brennnesseljauche – Kraft und Schutz für unsere Pflanzen
Remigius Schneider, Hagen: Obstbaumpflanzung
Nicola Heinzerling, Hamm Kreis Unna: Nützling und Schädling im Gleichgewicht – Am Beispiel
Blattlaus und Marienkäfer
Niklas-Dominik Raabe, Iserlohn: Nutzen von Solarenergie im Garten
Jutta Meinker, Lüdenscheid: Der Gartenteich
Robert Dobros, Lünen-Lüdinghausen-Selm: Das Hochbeet
Tatjana Pfennig, Marl: Planung von Fachberatungstagen
Regine Braasch-Breitenstein, Münster: Anlegen eines Staudenbeetes
Dirk Bremshey, Münster: Samenfestes Saatgut
Silke Kienecker, Münster: Die Florfliege – Ein besonderer Nützling
Wolfgang Weiser, Münster: Der Maulwuf - Leben in der Gartenerde
Ralf Herring, Siegerland: Tomatenanbau


Gartenprofi & Botschafter: Das Amt des Fachberaters fo(e)rdert

Neben der beispielhaften Gestaltung von obst- und gemüsereichen, naturnahen Kleingärten sowie
der Planung von gartenbezogenen Veranstaltungen und der Wissensvermittlung ist das Amt des
Fachberaters auch für das Zusammenleben in der Kleingartengemeinschaft und darüber hinaus sehr wichtig. Wie sehr das ins Gewicht fällt, wurde bei der Fachberatertagung am 06.04.2024 deutlich. Viele Fachberater aus dem Gebiet Westfalen und Lippe waren an diesem Tag anwesend. An dieser Veranstaltung galt der Fokus vollkommen dem Thema Kommunikation und Nachhaltigkeit. Wichtige Fragen, die an diesem Tag diskutiert wurden, waren:

Wie können wir das Kleingartenwesen nach außen präsentieren?

  • Wie können wir dabei Nachhaltigkeit und Naturnähe betonen und vorleben?
  • An wen richtet sich unsere Kommunikation nach außen?
  • Richtet sie sich auch an Kinder?
  • Welche Vernetzungsmöglichkeiten haben wir?

Wo sind wir bereits nachhaltig?

  • Wie können wir noch nachhaltiger werden, um voranzugehen?

Was heißt es überhaupt, im Kleingartenverein nachhaltig zu sein?

  • Wo hat die Nachhaltigkeit in den Vereinen ihre Wurzeln?

Wie können Vereine nicht-gewinnorientiert, sozialverträglich und umweltgerecht wirtschaften?

  • Wie lässt sich dabei die Gesellschaft mit einbeziehen?

Die Landesgartenschau in Höxter 2023 gab dem Landesverband die Möglichkeit, Kleingartenwesen und Nachhaltigkeit als untrennbar zu präsentieren
© Landesverband

Als Botschafter nehmen Fachberaterinnen und Fachberater also auch eine vermittelnde Rolle ein.
Sie tragen Wissen nach außen und sensibilisieren für Nachhaltigkeit in sozialer und ökologischer
Hinsicht. Damit fördern sie aktiv das Wirken des Kleingartenwesens und helfen diesem,
weiterzubestehen. Anders gesagt: Eine der Aufgaben der Fachberaterinnen und Fachberater ist, das
Kleingartenwesen mit zeitgemäßen Themen (zum Beispiel Nachhaltigkeit und Klimaschutz) näher an die Gesellschaft zu bringen.


Drei Fragen an Ulrike Brockmann-Krabbe

Frage 3: Welche Fähigkeiten, die nicht auf den ersten
Blick deutlich werden, sind für Fachberater wichtig?

© Nuthawut Somsuk - istockphoto.com

Das Fachberateramt verbindet die gärtnerische
Beratertätigkeit mit einem besonderen Engagement für das Vereinswesen. Mit der Wahl der Fachberaterinnen und Fachberater in den Vereinsvorstand sind bei den Amtsinhabern auch organisatorische Qualitäten und Führungsverantwortung gefragt.

Fazit & Schlusswort

Das Amt des Fachberaters trägt viel Verantwortung in sich. Sowohl in kleingärtnerischer Hinsicht als
auch bezüglich der sozialen Verantwortung, die das Kleingartenwesen innerhalb unserer
Gesellschaft hat. Aufgrund dieser Vielschichtigkeit ist eine sorgfältige sowie zeitgemäße und
fachkundige Ausbildung der Fachberater durch den Landesverband Westfalen und Lippe der
Kleingärtner unverzichtbar.