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Fledermäuse: Außergewöhnlich, nützlich & flink

Plötzlich tauchen sie auf: Fledermäuse sind elegante Flugakrobaten und setzen in der sommerlichen Abenddämmerung zu faszinierenden Flugmanövern an. Durch ihren nahezu lautlosen Flug in den Abend- und Nachtstunden und ihre bizarr anmutende Gestalt erscheinen sie uns häufig fremd und geheimnisvoll. Doch sie sind harmlos, außerordentlich nützlich und schutzwürdig.

©Kamran Safi, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Nützliche Helfer im Kleingarten

Als wichtige Gegenspieler von Schadinsekten haben die Fledermäuse für den Kleingarten eine große Bedeutung. Gärtner sowie Land- und Forstwirte profitieren von ihrer Fähigkeit, enorme Mengen an Insekten zu vertilgen. Der große Nahrungsbedarf in Verbindung mit dem nächtlichen Jagdverhalten kennzeichnet die besondere ökologische Bedeutung der Fledermäuse als biologische Insektenvertilger und wertvolle Nützlinge in unseren Kleingärten.

Während ihre Erscheinung bei so manchem ein leichtes Schaudern auslösen kann, sind die friedlichen Säugetiere für den Menschen keine Bedrohung. Dennoch sollte bei notwendigen Berührungen stets mit stabilen Handschuhen gearbeitet werden, da manche Exemplare an ansteckenden Infektionen erkrankt sein können. Idealerweise sind Berührungen den Tieren zuliebe weitestgehend zu vermeiden.

Ernährungsweise: Leibspeise Schadinsekten

Jede Fledermausart bevorzugt bestimmte Insekten, die sie in der ihr typischen Art im freien Luftraum oder in bodennahen Bereichen erbeutet. Ein Tier der Art Großer Abendsegler vertilgt ca. 1 Kilogramm Insekten pro Sommer. Sie erbeuten zum Beispiel große Mengen Mücken, Schnaken, Käfer, Nachtfalter und viele andere Insektenarten. Natürlich landen dabei auch nützliche Insekten auf dem Speiseplan der Fledermäuse, doch der Anteil der gärtnerischen Schadinsekten überwiegt.

Mit ihrem Echo-Ortungssystem haben die Tiere den nächtlichen Luftraum für sich erobert und gehen damit ihren gefiederten, tagaktiven Nahrungskonkurrenten wie Vögeln aus dem Weg. Fledermäuse bevorzugen strukturreiche Areale. Das können zum Beispiel Wälder und Waldränder, Parks, Friedhöfe oder unsere strukturreichen Gärten und Kleingartenanlagen sein. Auch große und kleinen Gehölzstrukturen, Obstwiesen, Hecken und kleine, insektenreiche Gewässer werden gerne bejagt, da das Nahrungsangebot hier in der Regel reichhaltig ist.


Mücken stellen für Fledermäuse eine willkommene Nahrungsquelle dar
©Murray Foubister, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Der fledermausfreundliche (Klein-)Garten

Die Bedeutung der Fledermäuse ist unbestritten und in unseren Kleingärten können wir dem gravierenden Bestandsrückgang dieser wertvollen Insektenjäger mit geeigneten gärtnerischen Maßnahmen entgegenwirken. Grundvoraussetzungen für einen fledermausfreundlichen Garten sind:

- Verzicht auf Insektizide/Pestizide

- Strukturreichtum durch Hecken, große und kleine Gehölzstrukturen, Obstbäume, Pflanzenvielfalt, Wiesen- und Wasserflächen, Totholz etc.

- Eine Vielfalt an Futterpflanzen für Insekten

Bei der Gartengestaltung und der Pflanzenauswahl sind Platzangebot und Standortfaktoren wie Exposition, Bodenbeschaffenheit oder Klima unbedingt zu berücksichtigen. So beherbergt zum, Beispiel eine heimische Eiche über 400 verschiedene Insektenarten, jedoch sprengt dieser Baum schon nach wenigen Jahren die Dimensionen eines Kleingartens.

Schlehe, Brennnessel & Sal-Weide für den Kleingarten nutzen

Schlehen bieten Lebensraum für rund 150 Insektenarten und sind damit ebenfalls ein förderlicher Bestandteil eines fledermausfreundlichen Kleingartens. Der Vorteil: Diese Pflanze bleibt kompakt. Allein oder in Kombination mit Brennnessel und Sal-Weide stellt die Schlehe eine der bekanntesten Nahrungspflanzen für heimische Schmetterlingsraupen dar. Grundsätzlich gelten Fraßpflanzen der Insektenlarven als gute Wahl, um das Nahrungsangebot für Fledermäuse hochzuhalten.

Die Schlehe zieht Insekten und damit Fledermäuse an
©Prazak, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Die nachfolgend aufgelistete Pflanzenauswahl eignet sich – in Abhängigkeit von Naturraum und Standort – für die Anlage eines insekten- und damit fledermausfreundlichen Gartens:

Sommerblume/Staude

Wissenschaftliche Bezeichnung

Gewöhnliches Leimkraut
Abendduft-Leimkraut
Garten-Levkoje 
Garten-Resede 
Gemeine Nachtviole
Gemshorn 
Goldlack
Königslilie
Ausdauerndes Silberblatt 
Rote Lichtnelke 
Echtes Seifenkraut
Wegwarte
Zitronen-Taglilie 
Gewöhnliche Nachtkerze
Duft-Nachtkerze 
Bartblume 
Katzenminze
Hohe Flammenblume 

Silene vulgaris
Silena italica
Matthiola incana
Reseda odorata
Hesperis matronalis
Matthiola bicornis
Cheiranthus cheiri
Lilium regale
Lunaria redivia
Silene dioica
Saponaria officinalis
Cichorium intybus
Hemerocallis citrina
Oenothera biennis
Oenothera odorata
Caryopteris clandonensis
Nepeta cataria
Phlox paniculata Hybr.

Gewürz                                 


Wissenschaftliche Bezeichnung

Schnittlauch
Garten-Salbei
Wilder Majoran
Borretsch
Minze
Melisse

Allium schoenoprasum
Salvia officinalis
Origanum vulgare
Borago officinalis
Mentha spec.
Melissa officinalis

Gehölze, Kletterpflanzen,

Bodendecker & Rosen.       

Wissenschaftliche Bezeichnung

Sommerflieder
Schwarzer Holunder
Eingriffeliger Weißdorn
Gemeiner Schneeball
Salweide
Gewöhnlicher Liguster
Rote Heckenkirsche
Wald-Geißblatt
Jelängerjelieber
Immergrün
Apfelrose
Bibernellrose

Buddleja davidii
Sambucus nigra
Crataegus monogyna
Viburnum opulus
Salix caprea
Ligustrum vulgare
Lonicera xylosteum
Lonicera periclymenum
Lonicera caprifolium
Vinca minor
Rosa rugosa
Rosa pimpinellifolia


Zur Gefährdung

Der Bestand der Fledermäuse in Deutschland ist massiv bedroht. Die 24 heimischen Arten stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten, sodass die Tiere immer seltener zu beobachten sind. Für den gravierenden Bestandsrückgang der fliegenden Insektenfresser sind diverse Ursachen verantwortlich:

  • Insektensterben
  • Nahrungsmangel und Vergiftung (durch Einsatz von Insektiziden und Pestiziden)
  • Monokulturen
  • Biotopverlust und Verlust von Jagdrevieren (durch massiven Wandel der Landschaft)
  • Quartierverlust
  • Störungen in den Quartieren (dadurch Erschöpfungstod)
  • Tötung (zum Beispiel durch den Straßenverkehr)
  • Vandalismus (dadurch Quartierverlust)

Gegen die Wohnungsnot

Viele Fledermäuse leiden unter einem Quartiermangel. Es mangelt insbesondere an höhlen- und spaltenreichen Bäumen. Ersatzweise können Fledermauskästen in Gärten, Parks, Wäldern oder an Häusern aufgehängt werden. Diese sollten vorzugsweise nach Süden orientiert, aber nicht der prallen Sonne ausgesetzt sein. Die Anbringung empfiehlt sich auf einer Höhe von drei bis fünf Metern. Der direkte Anflug darf nicht durch Astwerk oder vergleichbare Hindernisse versperrt werden.


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Sie können etwas gegen den Quartiermangel der Fledermäuse tun. Eine Bauanleitung für Fledermauskästen finden Sie unter:

www.fledermausschutz.de/Bauanleitung

Fledermauskästen sollten von den Tieren ungehindert angeflogen werden können
©Trish Steel CC BY-SA 2.0 Wikimedia Commons

Unterschlupf bieten: Die Kleingartenlaube

Bei der Sanierung unserer Kleingartenlauben oder beim Abdichten leerstehender Dachböden können wir immer dafür sorgen, dass genügend Einschlupfmöglichkeiten, offene Spalten und Ritzen erhalten bleiben. Dabei gilt die Faustregel: Wo ein Daumen hineinpasst, ist auch Platz für eine Fledermaus. Darüber hinaus sollten wir auch in unseren Gartenanlagen den Bestand an älteren Bäumen mit Rissen, morschen Stellen, Astlöchern und Höhlen fördern.

Wie reagieren, wenn wir ein Fledermausquartier entdecken?

Wenn wir mal ein Fledermausquartier entdecken, sollten wir uns sehr zurückhaltend verhalten und die Tiere nicht stören. Die Tiere danken es uns, indem sie im Sommer die Schadinsekten in unseren Kleingärten dezimieren.

Die Biologie der Fledermäuse

Die Fledermäuse zählen zu den Säugetieren. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei fünf bis sechs Jahren, jedoch wurden auch schon über 20 Jahre alte Tiere gefunden. Sie können hervorragend fliegen, aber auch geschickt klettern, hangeln oder krabbeln. Sie verfügen über ein sehr empfindliches Gehör und über einen guten Geruchssinn. Fledermäuse sind mit einem weichen Fell und besonders leichten Knochen ausgestattet.

Ihre Hände haben lange Finger, die mit einer Flughaut überzogen sind. Diese Ausstattung ermöglicht ihnen im Zusammenspiel mit einer sehr leistungsstarken Echolot-Ortung bei ihrer Jagd nach Insekten die akrobatischen und erfolgreichen Flugmanöver, die wir häufig in unseren Gärten beobachten dürfen.

Mit den Ohren jagen

Mithilfe der Echolot-Ortung scannen Fledermäuse präzise ihre Umgebung und lokalisieren dabei ihre Beute. Die Tiere senden hierfür Ultraschallrufe oberhalb von 20.000 Hertz aus und erzeugen mit den zurückgeworfenen Schallwellen eine Abbildung der Umgebung. Auch fliegende Beute kann so sehr zuverlässig und genau erfasst werden. Die erbeuteten Insekten werden mit der Flughaut oder direkt mit dem Maul gefangen und verspeist. Laufende Insekten können Fledermäuse mit den Füßen vom Boden, den Blättern oder auch von der Wasseroberfläche abgreifen.

Gemeinschaft macht stark

Fledermäuse leben gesellig und gut vernetzt in sozialen Verbänden. Die Weibchen bringen in den Frühjahrs- und Sommermonaten lebende Junge zur Welt, die von den Muttertieren in großen Kolonien, den sogenannten Wochenstuben, etwa 4 – 6 Wochen gesäugt und betreut werden. Danach werden die Jungtiere flügge und gehen selbständig auf Insektenjagd. Die Männchen finden sich während dessen in Männchenquartieren zusammen.

Wochenstuben und die Quartiere der Männchen befinden sich – je nach Art – in Dachstühlen von Gebäuden, in Viehställen, Mauerritzen an Fassaden oder in Baumhöhlen. Das gesellige Verhalten und die schützende, wärmende Gemeinschaft der Tiere sind insbesondere in den Wintermonaten überlebenswichtig.

Die Wochenstube einiger Fransenfledermäuse
©Dr. Carsten Trappmann

Winterschlaf in einer anderen Welt: Der Quartierwechsel

Heimische Fledermäuse verbringen die Jahreszeiten in unterschiedlichen Lebensräumen, verhalten sich dabei aber sehr ortstreu. Sie wechseln jährlich zwischen ihren Sommer- und Winterlebensräumen und legen dabei – je nach Art – bis zu 1.500 km zurück. Ähnlich wie Zugvögel fliegen einige Arten im Herbst nach Süden und kehren im Frühjahr wieder zurück, andere bleiben in der näheren Umgebung und wechseln nur die Sommerquartiere gegen Winterquartiere.

Den kalten, nahrungslosen Winter verschlafen Fledermäuse mit stark heruntergefahrenem Stoffwechsel. Als soziale Tiere bevorzugen sie, gemeinsam in Kolonien und frostgeschützten Winterquartieren zu überwintern. Höhlen, alte Stollen, Brunnenschächte oder auch Luftschutzbunker, Kellerräume und geschützte Baumhöhlen kommen als Winterquartiere infrage. Die Temperaturen der Winterquartiere liegen zwischen 2 und 12° C. Eine hohe Luftfeuchtigkeit verhindert das Austrocknen der Tiere.

Eine hohe Luftfeuchtigkeit verhindert das Austrocknen während der Überwinterung
©Dr. Carsten Trappmann

Etwa von März bis April gehen die Tiere wieder in ihren angestammten Sommerlebensräumen auf Nahrungssuche. Wir entdecken sie dann wieder in rasantem Flug und meist jagend in unseren Gärten, in Stadtparks, auf Friedhöfen und freien Feldern oder auf Streuobstwiesen und Wäldern. Die hellen Sommertage verbringen sie dösend in mehr oder weniger großen Gruppen in ihren Sommerquartieren. Diese befinden sich häufig in Dachstühlen, Fels- und Gebäudenischen, Mauerspalten, Hausverkleidungen, Baumhöhlen, Astlöchern oder hinter gelockerten Baumrinden.

Kleine Fledermaus-Artenkunde

Weltweit sind ca. 950 Fledermausarten bekannt. Die etwa 30 in Europa lebenden Arten jagen ausschließlich Insekten und Spinnentiere. Alle 24 in Deutschland nachgewiesenen Arten sind mehr oder weniger stark gefährdet. Darunter befindet sich die Mops- und Fransenfledermaus, das Mausohr oder der Große Abendsegler. Den bevorzugten Quartieren entsprechend werden die Arten in drei Gruppen unterteilt.

Zu den Baumfledermäusen gehören zum Beispiel die Bechstein-Fledermaus, der Abendsegler und die Rauhhautfledermaus. Ein Spaltenbewohner ist unter anderem die Zwergfledermaus. Als Felsfledermäuse gelten beispielsweise Breitflügelfledermaus, Mausohr, Graues und Braunes Langohr und zum Teil auch die Mopsfledermaus. Letztere verschlafen die Sommertage gerne in Dachstühlen. Die Große und Kleine Bartfledermaus wie auch die Wasserfledermaus überwintern zwar in Felshöhlen, beziehen im Sommer jedoch überwiegend Baumhöhlen.

Lebensräume der Fledermaus-Arten

Viele Fledermäuse zieht es heute verstärkt in die Städte. Als sogenannte Kulturfolger suchen zum Beispiel Zwerg- und Breitflügelfledermäuse, aber auch die Grauen und Braunen Langohren sowie die Fransen- und Bartfledermäuse in unseren Siedlungsbereichen nach geeigneten Quartieren und strukturreichen Jagdrevieren.

Die Zwergfledermaus

Die mit 33 – 51 Millimeter kleinste, relativ häufige heimische Art, die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) sucht in einer Höhe von zwei bis sechs Metern nach Insekten. Die individuellen Jagdreviere sind durchschnittlich 19 Hektar groß und liegen meist in einem Radius von 50 Meter bis zu 2,5 Kilometer um die Sommerquartiere.

Die Breitflügefledermaus

Weitaus größer ist die Breitflügelfledermaus mit einer Körperlänge von bis zu. 8,2 Zentimetern und einer Flügelspannweite von ca. 38 Zentimetern. Das Tier ist nahezu so groß wie eine Amsel. Ihre Aktionsräume erstrecken sich in einem Radius von 1.000 Metern bis sieben Kilometern rund um die Quartiere. Die Flughöhe beträgt maximal 15 Meter.

Das Graue und das Braune Langohr

Das eher in den süd- und östlichen Bundesländern vorkommende Graue Langohr, ein als Dorffledermaus bezeichneter Gebäudebewohner, jagt vorwiegend auf Höhe der Baumkronen nach Insekten. Diese Art entfernt sich dabei etwa fünf bis sechs Kilometer von ihrem Tagesquartier. Ein naher Verwandter, das Braune Langohr, bevorzugt Baumhöhlen als Unterschlupf und jagt gerne im Unterbewuchs und auf niedrigen Flughöhen von 50 bis 70 Zentimetern. Das Jagdrevier erstreckt sich lediglich ein bis drei Kilometer rund um sein Quartier.

Die geringe Größe der Zwergfledermaus fällt im Vergleich zu einer Hand besonders auf
©Dr. Carsten Trappmann

Fledermausarten mit vollständiger Bezeichnung

Fledermausname

Wissenschaftliche Bezeichnung

Mopsfledermaus
Fransenfledermaus
Mausohr
Großer Abendsegler
Bechsteinfledermaus
Rauhautfledermaus
Zwergfledermaus
Breitflügelfledermaus
Graues Langohr 
Braunes Langohr
Große Bartfledermaus
Kleine Bartfledermaus
Wasserfledermaus

Barbastella barbastellus
Myotis nattereri
Myotis myotis
Nyctalus noctula
Myotis bechsteinii
Pipistrellus nathusii
Pipistrellus pipistrellus
Eptesicus serotinus
Plecotus austriacus
Plecotus auritus
Myotis brandtii
Myotis mystacinus
Myotis daubentonii

Autorin:

Ulrike Brockmann-Krabbe

Landesfachberaterin