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Lebendiger Kleingarten: Unsere Gartenvögel

Pestizide, Monokulturen und das Insektensterben setzen der Vogelwelt zu. Auch diverse Jäger und Eierräuber tragen zum Rückgang der Artenvielfalt bei. Umso wichtiger ist es, unsere Gartenvögel zu schützen und durch das entsprechende Futterangebot und geeignete Nistplätze zu fördern. In diesem Artikel befassen wir uns eingangs mit der hiesigen Artenvielfalt und betrachten anschließend deren Futter- und Nistbedürfnisse.

Rotkehlchen sitzt auf Ast
© Alexis Lours, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Eine nahezu perfekte Ordnung und ein leergeräumter Garten sind nicht nur zeitraubend, sondern
finden auch bei den Gartenvögeln kein großes Interesse. Nur ein reich gedeckter Gartentisch mit
Insekten und schmackhaften Sämereien in einem ganzjährig strukturreichen Garten mit geeigneten
Verstecken und Nistplätzen verspricht eine große Vogelschar.

Diese Arten kommen in unsere Gärten

In unseren Gärten tummeln sich unterschiedliche Vogelgruppen. Tauben oder Rabenvögel wie Elstern und Dohlen sind keine Seltenheit. Bei entsprechendem Umfeld fühlen sich auch Käuze durchaus wohl in unseren heimischen Gärten. Die eher zarte und fragil wirkende Singvogelfraktion ist bei Gärtnerinnen und Gärtnern besonders beliebt. Mit ihrem Gesang, dem bunten Federkleid und ihrer unermüdlichen, quirligen Art sorgen die überwiegend zierlichen Geschöpfe für Entzücken und Bewunderung.

Unter den Singvögeln gibt es nicht nur die kleineren Arten, sondern auch größere, wie die Amsel,
Singdrossel, Nachtigall oder Stare. Ebenso die oben erwähnten Rabenvögel zählen zu diesen.
Nachfolgend porträtieren wir zwei der bei uns bekannten Singvögel in einer kurzen Übersicht:

Rotkehlchen (Erithacus rubecula)

aus der Familie der Sänger

Ein Rotkehlchen mit seiner Brut
© Herwig Winter, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Merkmale
Kleiner, rundlicher und relativ langbeiniger Vogel mit auffallend dunklen Augen und rötlichem Brust-, Hals- und Stirngefieder. Weibchen und Männchen sehen sehr ähnlich aus. Lediglich die Jungtiere sind zunächst bräunlich gefleckt. Das Rotkehlchen singt bereits ab Mitte März aus der Deckung heraus, häufig bis in die Abenddämmerung. Außerhalb der Brutzeit sind diese Tiere eher Einzelgänger, die nur
in kalten Winternächten etwas zusammenrücken.

Lebensraum
Gärten mit Baumbestand, Gebüsch und Unterholz werden bevorzugt. Noch vor ca. 100 Jahren galt das Rotkehlchen als Zugvogel, der im Herbst gen Süden aufbrach, um im März wieder zurückzukehren. Heute bleibt das Rotkehlchen auch im Winter in unseren Gärten und bedient sich gerne am Weichfutter der Futterstellen. Es gibt aber auch Teilzieher, die im Herbst aus dem kalten Norden zu uns kommen und im Frühjahr wieder fortziehen.

Brut
Zwei Bruten von April bis Juni. In der Regel werden sechs Eier in einem kugeligen, napfförmigen Nest aus Blättern, Gras und Moos abgelegt. Sie bevorzugen dichten Bewuchs in Bodennähe oder bodennahe Höhlen sowie gelegentlich Erdspalten, Mauerecken oder Dachvorsprünge.

Nahrung
● Würmer
● Spinnen
● Schnecken
● Beeren
● Früchte

Zaunkönig (Troglodytes troglodytes)

aus der Familie der Zaunkönige

Der abstehende Schwanz ist ein deutliches Merkmal des Zaunkönigs
© Alexis Lours, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons 

Merkmale
Sehr kleiner, rundlicher Vogel mit kurzem, meist steil aufgerichtetem Schwanz. Das Federkleid ist
unscheinbar grau-braun mit leicht schwärzlich getönten Wellenlinien. Das Weibchen erscheint in der Farbintensität etwas blasser. Die wenig auffällige Erscheinung bietet unter anderem Schutz vor Räubern. Er singt fast ganzjährig und sehr laut auf exponierten Warten.

Lebensraum
Bevorzugt werden unterholzreiche Gebüsche, gerne auch in Gewässernähe. Die Tiere halten sich gerne im bodennahen Gestrüpp auf und laufen viel. Sie sind bekannt für geradlinige Flugmanöver knapp über dem Boden. Bei uns ist der Zaunkönig während des ganzen Jahres zu sehen, jedoch vermuten Ornithologen, dass das Vorkommen im Winter auf Zugvögel aus dem kälteren Norden zurückzuführen ist, während unsere Sommertiere in dieser Zeit den wärmeren Süden aufsuchen.

Brut
Gebrütet wird von April bis Juni, in günstigen Jahren kann auch eine 2. Brut im Juli stattfinden. Zwischen sechs und acht Eier werden in einem kugeligen, mit Moos, Federn oder Wolle ausgekleideten Nest in niedrigem Gebüsch, auf jungen Bäumen oder Wurzeltellern abgelegt. Vor Beginn der Brutzeit baut das Männchen mehrere halbfertige Nester. Von diesen sogenannten Spielnestern wählt das Weibchen eines vor der Eiablage aus und stellt die Polsterung fertig.

Nahrung
● Kleine Insekten
   ○ deren Eier & Larven
● Würmer
● Spinnen
● Beeren

Andere Singvögel

Die Unterordnung der Singvögel enthält natürlich weitaus mehr Arten, die wir in unseren Gärten antreffen. So wie Rotkehlchen und Zaunkönig sind auch diese auf Insekten, Früchte, Sämereien und einen strukturierten und in Teilbereichen ungestörten Garten angewiesen.

Der Buchfink gehört ebenfalls zu den Singvögeln
© Charles J. Sharp , CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Art

Familie

Buchfink (Fringilla coelebs)
Dompfaff/Gimpel (Pyrrhula pyrrhula)
Girlitz (Serinus serinus)
Grünling (Chloris chloris)
Stieglitz (Carduelis carduelis)
Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes)
Amsel (Trudus merula)
Singdrossel (Trudus philomelos)
Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)
Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros)
Kohlmeise (Parus major)
Blaumeise (Parus caeruleus)
Schwanzmeise (Aegithalos caudatus)
Dohle (Corvus monedula) 
Eichelhäher (Garrulus glandarius) 
Elster (Pica pica)
Fitis (Phylloscopus trochilus) 
Gartengrasmücke (Sylvia borin) 
Zilpzalp (Phylloscopus collybita)
Bachstelze (Motacilla alba)
Goldammer (Emberiza citrinella)
Haussperling/Spatz (Passer domestica)
Heckenbraunelle (Prunelle modularis)
Kleiber (Sitta europaea)
Star (Sturnus vulgaris)

Finken
Finken
Finken
Finken
Finken
Finken
Sänger
Sänger
Sänger
Sänger
Meisen
Meisen
Schwanzmeisen
Rabenvögel
Rabenvögel
Rabenvögel
Grasmücken
Grasmücken
Grasmücken
Stelzen
Ammern
Sperling
Braunellen
Kleiber
Stare

Mensch & Vogel: Ein Geben & Nehmen

Stellen wir Futter und Nistmöglichkeiten für die hiesigen Vogelpopulationen bereit, wirkt sich das
unmittelbar positiv auf das gesamte Ökosystem in unserem Garten aus. Für uns von besonderem
Interesse: Vögel dezimieren ungeliebte Gartenschädlinge wie Blattläuse, Wanzen, Frostspanner oder
Apfelwickler. Blaumeise und Haussperling tun sich hier besonders hervor. Dabei nutzen die gefiederten Gartenbewohner diese Proteinquelle auch zur Versorgung ihrer Brut.

Wenn wir es zulassen, können wir vom Frühjahr bis in den Spätherbst mit einer großen Blütenvielfalt viele Insekten anlocken. Nach der Blüte ist es ratsam, die Beeren, Früchte und Samenträger lange in den Gärten stehenzulassen. Auch nicht zurückgeschnittene Staudenstängel und vertrocknetes Laub werden von Vögeln intensiv nach versteckten Insekten und Spinnentieren abgesucht.

Insekten locken!

Insekten, ebenso wie ihre Eier und Larven, gehören zur proteinreichen Leibspeise vieler Vogelarten. Vorwiegend die Blüten heimischer Wildkräuter sowie Blüten- und Staudenpflanzen oder Obstgehölze locken viele Insekten an.

Eine Elster ist bei der Nahrungssuche fündig geworden
© Elena Chochkova, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Der Garten als reich gedeckter Tisch

Früchte von heimischen Gehölzen wie Eberesche, Schneeball oder Hasel sind als vitamin- und proteinreiche Snacks bei unseren Gartenvögeln sehr gefragt. Das gilt gleichermaßen für die Samen
von Kräutern, Gräsern und Wildstauden. Mit Abnahme des Insektenangebotes im Herbst und Winter
steigen einige Arten zwangsläufig auf vegetarische Kost um und bedienen sich am verbleibenden
Beeren- und Samenbuffet.

Dabei nehmen Weichfutterfresser, wie Rotkehlchen oder Zaunkönige, neben der tierischen Kost nur
kleine Sämereien zu sich. Die flexibleren Allesfresser, zu denen zum Beispiel Meisen, Spechte und Kleiber gehören, stellen sich im Winter verstärkt auf Körnerfutter um. Sie vertilgen auch größere
Sonnenblumenkerne oder Hanfkörner und sonstige Beerenfrüchte.

Kernbeißer bevorzugen Körner und Samen 
© Бусел В.А., CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Besonders die spezialisierten Körnerfresser, wie Kernbeißer, Haussperlinge oder Finkenvögel,
verfügen über einen kräftigen Schnabel.
Sie sind ab Ende des Sommers häufig dabei zu beobachten, wie sie verschiedene Samenstände
gezielt nach leckeren Sämereien absuchen.

Paradiesisch & exquisit: Gehölze als buntes Buffet

Zur Gestaltung eines vogelfreundlichen und strukturreichen Gartens können wir die nachfolgenden
Gehölze nutzen. Sie eignen sich aufgrund ihrer bunten, schmackhaften Früchte für ein üppiges
Nahrungsangebot und bringen darüber hinaus Farbe in den eigenen herbst- oder winterlichen Garten. Aufgrund ihrer Größe sollten diese jedoch vornehmlich auf den Gemeinschaftsflächen und nicht im beschränkten Platzangebot einer Parzelle gepflanzt werden.

Kleinere & größere Gehölze für Gärten und Rahmengrün


Vogelkirsche (Prunus avium)
Weißdornarten (Crataegus sp.)
Vogelbeere / Gewöhnliche Eberesche (Sorbus aucuparia)
Echte Mehlbeere (Sorbus aria)
Elsbeere (Sorbus torminalis)
Gewöhnliche Hasel (Corylus avellana)
Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea)
Kornelkirsche (Cornus mas)
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum)
Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus)
Sanddorn (Hippophae rhamnoides)
Gewöhnliche Schlehe (Prunus spinosa)
Felsenbirne (Amelanchier sp.)
Hundsrose (Rosa canina)
Bibernellrose (Rosa spinosissima bzw. pimpinellifolia)
Liebesperlenstrauch (Callicarpa bodinieri)
Zwergmispel (Cotoneaster sp.)


Immergrüne Gehölze


Europäische Eibe (Taxus baccata)
Gewöhnlicher Liguster (Ligustrum vulgare)


Rankendes Fassadengrün


Efeu (Hedera helix)
Wilder Wein (Parthenocissus quinquefolia)
Kletter- und Ramblerrosen (Rosa sp.)


Strukturreiche Gärten schaffen Lebensräume

Reste von Blütenständen sowie Halme, Stängel und kleine Zweige vom Vorjahr werden nicht nur auf
nahrhafte Insekten und Sämereien untersucht, sondern im nächsten Frühjahr auch für den Nestbau
verwendet. Weitere Strukturen oder insekten- und spinnenreiche Minibiotope in Form von Blumenwiesen, Steinhaufen, Trockenmauern, Rank- und Kletterpflanzen oder Hecken und Obstgehölze aller Art sind als Jagdrevier oder Nistplätze für unsere gefiederten Freunde hervorragend geeignet. Mit dichten Heckenstrukturen oder verschlungenen Kletterpflanzen können vor allem Freibrüter wie Zaunkönige oder Amseln beim Nestbau unterstützt werden.

Buchfinken dagegen bevorzugen eher Astgabeln in höheren Bäumen. Zum Schutz vor Räubern sind
bewehrte Gehölze wie Weißdorn, Wildrosen oder Geflechte aus stacheligen Brombeerranken nützlich. Letztere bieten gerade den noch ungeübten Jungvögeln bei ihren ersten Flugversuchen gute Deckung vor Jägern. Auch immergrüne Gehölze verschaffen insbesondere den Frühbrütern einen gewissen Schutz.

Wasserstellen einrichten!

Kleine Wasserstellen bieten immer eine willkommene Gelegenheit zum Trinken und Baden. Sie ergänzen den Garten auch optisch gut. Zum Beispiel in Form einer Steinschale.

Unterschlupf bieten: Künstliche Nistgelegenheiten

Aus Mangel an natürlichen Baumhöhlen oder Felsnischen ziehen Höhlen- oder Halbhöhlenbrüter
auch gerne mal in künstliche Nistkästen ein. Meisen, Stare sowie Gartenrotschwänze oder Buntspechte können wir daher mit höhlenartigen Nistkästen locken.

Eine Blaumeise betritt ihren Nistkasten
© David Merrett, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Diese Kästen mit 28 Millimeter großen Einfluglöchern sind gut für Blaumeisen geeignet, während Nistkästen mit
32–34 Millimeter großen Löchern von Kohlmeisen, Sperlingen, Gartenrotschwänzen bevorzugt werden.
Stare und Buntspechte benötigen Einfluglöcher mit einem Durchmesser von 45 Millimetern. Grundsätzlich sollten
die Nistkästen mindestens 2 Meter über dem Boden an einem windgeschützten Plätzchen sicher aufgehängt werden.

Um zu verhindern, dass der Regen aus der Hauptwindrichtung in die Kinderstube weht, sollten die Einfluglöcher Richtung Osten oder Südosten zeigen. Insbesondere bei südlicher Ausrichtung der Nistkästen ist auf ein schützendes Blätterdach zu achten, das einer starken Sonneneinstrahlung und möglichen Überhitzung der Jungtiere entgegenwirkt.

Um Konkurrenzkämpfe zu vermeiden, sollten die Nistkästen nicht zu dicht beieinander aufgehängt
werden. In der Literatur werden häufig Abstände von ungefähr 10 Metern als Option angegeben.
Eine Ausnahme sind Koloniebrütern wie Mauersegler oder Haussperlinge, die gerne im Verbund
und mit weniger Abstand in Spezialkästen unter einem Dachvorsprung brüten.


Autorin:

Ulrike Brockmann-Krabbe

Landesfachberaterin