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Apfelbäume für den kleinen Garten

Ein geeigneter Apfelbaum am idealen Standort im eigenen Kleingarten: Wer darüber nachdenkt, muss eine Vielzahl von Faktoren beachten. Das sorgfältige Abwägen von Baumart, Sorte, der voraussichtlichen Größe des Baums und der gewünschten Kronenform sollten dem Kauf und der Pflanzung vorangestellt werden. Lecker soll der Apfel natürlich auch noch sein!

Quelle: Landesverband

Erst der Standort, …

Mit ein wenig sorgfältiger Vorplanung erhalten wir einen Baum, der dem Garten Struktur verleiht und im Zusammenleben mit anderen Pflanzen eine große Bereicherung darstellt. Am Anfang steht immer die Entscheidung für den Standort. Dabei geht es nicht um einen Platz, an dem der Baum isoliert steht. Der Baum darf gerne zusammen mit anderen Sträuchern und Stauden in einem Beet stehen und von der positiven Wirkung der Nachbarn profitieren.

Im Anschluss an die Entscheidung für den optimalen Wuchsstandort des Apfelbaumes, unter Beachtung der vorliegenden Boden- und Lichtverhältnisse, können wir entscheiden, wie groß der Baum werden darf. Das bringt uns zur Auseinandersetzung mit der Sortenvielfalt des Handels.

… dann der Einkauf!

Für die Entscheidung zu einer Sorte müssen wir zunächst verstehen, dass jeder Obstbaum eine Unterlagen-Sorten-Kombination ist, die in der Baumschule durch Veredelung hergestellt wird. Die Größe des Obstbaums resultiert aus der Wuchsstärke der sogenannten Unterlage (dem Wurzelteil) und der Wuchsstärke der Edelsorte (dem Kronenteil). Besonders groß werden zum Beispiel Apfelbäume der Sorte Gravensteiner, wenn diese auf einer Sämlingsunterlage veredelt werden. Klein bleiben die Apfelbäume der Sorte Discovery, wenn diese auf einer schwachwachsenden Unterlage (zum Beispiel die Sorte M9) veredelt werden.

Deklariert werden die Sorten in drei Verkaufsqualitäten:

  • Hochstamm
  • Halbstamm
  • Busch

Die Verkaufsqualität sagt dabei jedoch weniger über die zukünftige Größe des Baums aus, als gemeinhin angenommen wird. So werden Hochstämme und Halbstämme heutzutage überwiegend auf den gleichen starkwachsenden Sämlingsunterlagen angezogen und darum mit der gleichen Edelsorte auch gleich groß.

Der Spindelbusch als Halbstamm auf einer Obstwiese
Quelle: Landesverband

Moderne Apfelsorten: Oft robuster

Apfelbäume bieten uns die größte Angebotsvielfalt an Unterlagen-Sorten-Kombinationen des Obstbaumsortiments. Zur groben und ersten Auswahl können wir zwischen modernen und alten Sorten unterscheiden. Die Widerstandsfähigkeit wurde bei vielen modernen Sorten durch die Einzüchtung robuster Wildapfelsorten in den Genpool erhöht. Dies führt dazu, dass auch ohne den Einsatz von Fungiziden (Pilzbekämpfungsmitteln) gesunde Äpfel produziert werden können.

Dagegen zeichnen sich viele alte Sorten durch einen sehr starken Wuchs aus. Dies und andere Eigenschaften, wie zum Beispiel die erst nach langer Lagerung eintretende Genießbarkeit, sind zumindest für Kleingartenbesitzer weniger verlockend.

Exkurs zur Geschmacks-, Sorten & genetischen Vielfalt
Die Unterscheidung zwischen moderner und alter Sorte sollte nicht überbewertet werden. Die neuen Sorten werden im Grunde immer noch genauso gezüchtet wie vor 120 Jahren und fußen auf der genetischen Grundlage alter Sorten. Vor allem die besonders schönen und reich tragenden wurden für die Züchtung ausgewählt. Dies führte jedoch zu einer Verarmung des Genpools, welche wiederum die geschmackliche Vielfalt der modernen Sorten einschränkt.

Geschmacklich und optisch unterscheiden sich die Früchte oft deutlich
Quelle: Landesverband

Anders gesagt: Die genetische Vielfalt der alten Sorten ist umfassender. In der Folge gilt das auch für die Geschmacksvielfalt. Eine geringere geschmackliche Vielfalt unter den modernen Apfelbaumsorten bedeutet jedoch nicht auch einen weniger guten Geschmack. Lecker ist halt Geschmackssache!

Sortenempfehlung nach Reifezeit

Die folgenden Empfehlungen enthalten sowohl moderne als auch alte Sorten. Sie zeichnen sich durch einen schwach- und mittelstarken Wuchs aus.

Sommeräpfel

  • Piros
  • Nela
  • Discovery
  • Reka
Früchte der Apfelsorte Reka
Quelle: Landesverband

Herbstäpfel

  • Alkmene
  • Ariwa
  • Prinz Albrecht von Preußen

Winteräpfel (auch als Lageräpfel)

  • Pilot
  • Ananasrenette
  • Königlicher Kurzstiel

Auf die Erziehung kommt es an

Alle Obstbäume müssen erzogen werden. Das bedeutet, dass in den ersten Jahren eine Formierung und ein regelmäßiger Rückschnitt des neuen Austriebs stattfinden müssen. Neben den Spalier- beziehungsweise Längskronen gibt es zwei weitere Kronenformen, die im Garten erzogen werden können: die Spindelkrone und die Rundkrone. Welche Kronenform anzustreben ist, hängt im Wesentlichen vom Platzangebot ab.

Die Rund- & Pyramidenkrone

Beispielhafte Pyramidenkrone: Vom Stamm aus gehen Leitäste ab, die die Fruchtäste tragen
Quelle: Landesverband

Rundkronen werden in der Regel mit drei bis vier Gerüstästen als sogenannte Pyramidenkronen erzogen. Diese Gerüstäste tragen die Fruchtäste. Rund- und Pyramidenkronen werden mindestens auf einer mittelstark wachsenden Unterlage erzogen. Das sichert ein ausreichend kräftiges Wurzelwachstum, um eine ausladende Krone im Ertrag standfest zu halten. Die Pyramidenkrone ist für Obstbäume im Kleingarten insbesondere dann sinnvoll, wenn die Bäume zusätzlich der Beschattung dienen.

Die Spindelkrone

Apfelbäume mit Spindelkronen (auch „Weihnachtsbaumkronen“) werden überwiegend auf schwachwachsenden Unterlagen erzogen. Solche Bäume sind sehr gut geeignet, um ein Obstbaumbeet zu strukturieren. Insbesondere der sogenannte Spindelbusch, dessen bodennahe und am weitesten aus der Krone herausragende Triebe auch als Gerüstäste fungieren,
gilt als optimales Erziehungsziel für den kleinen Garten.

Die schlanke Spindelkrone

Schlanke Spindeln im Plantagenanbau
Quelle: Tanzania, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Als Übergang zu den echten Säulenbäumen gilt die Schlanke Spindel, die im Gegensatz zum Spindelbusch ganz ohne Gerüstäste auskommt. Diese Kronenerziehung ist oftmals schon nach drei Jahren als abgeschlossen. Das Sortiment ergänzen die Säulenapfelbäume, die genetisch bedingt fast keinen Erziehungsschnitt benötigen. Zu beachten ist aber, dass alle Säulenapfelbäume ein eigenes Sortensortiment darstellen.

Spindelkronen: Erhalt & Pflege der Kronenform

Nach einer drei- bis fünfjährigen Erziehung ist nur noch ein jährlicher Fruchtastumtrieb – Abschneiden und Ableiten der ältesten Fruchtäste auf jüngeres Fruchtholz – nötig, mit gelegentlichem Anschneiden (Pinzieren) der Jahrestriebe.

Praxistipp: Das Obstbaumbeet im Kleingarten

Obstbäume und andere Obstgehölze geben dem Kleingarten seine Struktur. Sie sollten aber nicht allein stehen, sondern in Mischkultur mit anderen Pflanzen. So wie Gemüsepflanzen in einem Wirkkreis mit anderen Pflanzen ein gesünderes Wachstum aufweisen, profitiert auch ein Obstbaum vom ökologischen Gleichgewicht, das eine Lebensgemeinschaft mit anderen Pflanzen bietet.
Ein beispielhaftes Obstbeet auf der Landesgartenschau 2023 in Höxter
Quelle: Landesverband
Diese schematische Darstellung verdeutlicht Platzierung sowie Platzbedarf jedes Gewächses
Quelle: Stephan Grote / Landesverband

Pflanzen, die hierfür geeignet sind, sollten in nur geringer Konkurrenz um die Nährstoffe mit den Obstbäumen stehen. Idealerweise halten sie den Wasserhaushaushalt des Oberbodens durch Beschattung ausgeglichen und stabilisieren ihn durch eine vollständige und optimale Verteilung der Wurzeln in allen Bodenschichten. Eine Vielfalt von Pflanzen sorgt außerdem für eine Vielfalt von Tieren aller Arten und dadurch für eine ausgeglichene Räuber-Beute-Beziehung. Hierdurch können wir Entwicklungsspitzen von schädigenden Tieren entgegenwirken.

Opferpflanzen, Saponinspender & Stickstoffsammler nutzen

Auch Ausscheidungen und Speichervermögen der Wurzeln anderer Pflanzen können eine förderliche Wirkung auf das Wachstum der Obstbäume haben. Dabei sollten insbesondere die Saponinspender, wie Hahnenfußgewächse (zum Beispiel Herbst-Anemone, Pfingstrose und Akelei) und Stickstoffsammler (Leguminosen wie Wicken und Lupinen) für das Obstbaumbeet eingeplant werden.

Einjährige Pflanzen können ebenfalls hilfreich und unterstützend für die Bodengesundheit sein. Ringelblumen und Tagetes helfen bei der Vertreibung schädlicher Mikroorganismen und Kapuzinerkresse lockt Blattläuse an und dient so als Opferpflanze.

Autor:

Stephan Grote

Hauptamtlicher Fachberater