Der gute Gartenboden
Ein guter Gärtner lässt andere arbeiten. Zum Beispiel den Boden mit seinen Lebewesen. Als gute Gärtner wissen wir auch um die Zusammenhänge zwischen Witterung, Bodenbeschaffenheit und Bepflanzung und fördern die kleinen Helfer im Boden. In diesem Artikel fokussieren wir die unterschiedlichen Bodenarten, deren Eigenschaften und liefern einige Anstöße, wie wir den Boden positiv beeinflussen können.
Das Gärtner-Boden-Verhältnis: Eine philosophische Betrachtungsweise
Die Grundlage unserer gärtnerischen Tätigkeiten ist der Boden. Jeder Garten hat seine ganz eigene Entstehungsgeschichte. Die Bestandteile und jeweiligen Anteile des Bodens nehmen maßgeblich Einfluss auf seine Eigenschaften. Als Kleingärtner suchen wir unseren Garten in der Regel nicht aufgrund der vorherrschenden Bodenbeschaffenheit aus. Vielmehr besteht die Herausforderung darin, einen Weg zu finden, den Garten mit dem Boden gedeihen zu lassen, den er uns bietet.
Während das Kultivieren in Gärten und Gärten selbst als zivilisatorischer Einfluss auf die Natur betrachtet werden kann, bestimmt die Natur in diesem Fall jedoch stark, inwiefern sich dieser Einfluss ausprägen kann. Hält der Boden viel Wasser, müssen wir weniger Gießen und können mehr feuchtigkeitstolerante Gewächse anbauen. Das Gärtner-Boden-Verhältnis ist also eine wechselseitige Beziehung.
Arbeit erleichtern: Gärtnerische Ziele anpassen
Wenn wir wissen, welchen Boden wir in unserem Garten bewirtschaften, können wir uns eine Menge Arbeit ersparen und vermeiden Misserfolge oder Zwischenfälle beim Anbau unserer Kulturpflanzen. Wir können mit diesem Wissen geschickt die Kulturen auswählen, müssen jedoch auch strategisch planen, wie diese Kulturen aufgrund der Bodenart zu pflegen sind – und das in Abhängigkeit von weitere Umweltfaktoren wie zum Beispiel der Witterung und den Grundwasserverhältnissen.
Bodenarten bestimmen & Bodeneigenschaften nutzen
Die Bodenarten lassen sich grob in drei Kategorien einteilen: leicht, mittel und schwer. Diese Einteilung beschreibt die Eigenschaften, die unser Gartenboden dann besitzt. Ein leichter Boden ist leicht zu bearbeiten, beinhaltet viel Luft und speichert wenig Wasser. Im genauen Gegensatz dazu steht der schwere Boden. Dieser weist eine gute Wasserspeicherfähigkeit auf, ist schwerer zu bearbeiten und enthält im Vergleich zum leichten Boden geringere Mengen Luft.
Ein mittlerer Boden liegt bezüglich der Wasserspeicherfähigkeit, der enthaltenen Luft und der Bearbeitbarkeit zwischen den beiden obengenannten Bodenarten. Um eine Einschätzung zur Bodenart anstellen zu können, können wir eine Probe an ein Labor senden. Günstiger und schneller ist jedoch die Fingerprobe. Hierbei verreiben wir etwas Substrat zwischen unseren Fingern und begutachten Konsistenz und Zusammensetzung.
- Körnige, leicht samtige & kaum klebrige Masse mit deutlichem Sandanteil:
Wahrscheinlich leichter bis mittlerer Boden
- Feine, samtige & leicht klebrige Masse mit keinem/geringen Sandanteil:
Wahrscheinlich mittlerer Boden
- Tonartige klebrige Masse, gut formbar und ohne Sandanteil:
Wahrscheinlich schwerer Boden
Gärtnern auf leichtem Boden
Leichter Boden hat also einen höheren Sandanteil, speichert viel Luft, wird dadurch schneller durch die Sonne erwärmt und kann nur geringe Mengen Wasser aufnehmen. Was bedeutet das nun für uns als Gärtner? Gemüseanbau auf einem leichten Boden bedeutet, schon früh im Jahr die Möglichkeit zu haben, mit dem Anbau zu beginnen.
Das liegt an der besseren Aufnahme von Wärmeenergie. Gleichzeitig bedeutet das jedoch im Umkehrschluss, dass diese Böden im Sommer schnell sehr warm werden. Hinzukommt die geringe Wasserspeicherkapazität. Eine stärkere Bewässerung ist in der warmen Jahreszeit notwendig. Wassersparende Bewirtschaftungsformen wie der Mulchanbau sind dann zu bevorzugen.
Gärtnern auf schwerem Boden
Entsinnen wir uns kurz wieder: Schwere Böden zeichnen sich durch eine hervorragende Wasserspeicherkapazität aus, enthalten weniger Luft und wärmen sich nicht so schnell auf. Dementsprechend ist ein Anbau auf diesem Substrat erst später möglich. Im Sommer müssen wir dafür deutlich weniger gießen.
Stattdessen gilt es im Frühjahr darauf zu achten, dass der Boden nicht dauerhaft zu feucht ist. Durch die hohe Wasserspeicherkapazität bleibt die Feuchtigkeit des Winters auch mit den ersten wärmeren Tagen lange erhalten. Durch das Lockern des Bodens können wir jedoch ausreichend Luft unterheben und so die Erwärmung fördern. Dies führt zu einer besseren Drainage und fördert das Bodenklima.
Die Bodenart verändern? Ja!
Grundsätzlich ist es möglich, durch Zugabe von Sand oder Ton die Bodenart zu verändern. Dafür benötigen wir allerdings viel Fremdmaterial (Sand oder Ton) und erzielen meist nur einen geringen Effekt. Es gibt jedoch alternative Möglichkeiten, die auch nachhaltig sind. Da unser Gartenboden neben den mineralischen Bestandteilen auch noch einen großen Anteil organischen Materials besitzt, können wir einfacher hierauf Einfluss nehmen.
Organische Substanz: Was ist das?
Der Begriff organische Substanz beschreibt die Gesamtheit der organischen Bestandteile in unserem Boden. Sie besteht zum einen aus lebendigen Organismen unterschiedlicher Größe, die sich von abgestorbenem Pflanzenmaterial ernähren. Zum anderen besteht der organische Anteil des Bodens aus dem erwähnten Pflanzenmaterial und anderen toten Organismen. Bei der Verwertung durch die lebendigen Bewohner werden die im Pflanzenmaterial gebundenen Nährstoffe wieder pflanzenverfügbar.
Berühmter Gartenhelfer!
Der bekannteste Bodenbewohner ist der Regenwurm, welcher durch seine Gänge im Boden für Lockerung, Luft und damit Drainage sorgt.
Kompost nutzen
In jedem Garten sollte ein Kompost existieren, auf dem überschüssiges Pflanzenmaterial kompostiert wird. Dieses kann nach dem Zersetzungsprozess wieder auf die Beete ausgebracht werden. Die Bestandteile des Kompostes verbessern Wasserhaltefähigkeit, die Struktur und die Durchlüftung des Bodens. Aufgrund der dunklen Farbe ist außerdem eine schnellere Erwärmung des Bodens durch das Sonnenlicht möglich.
Gründüngung ausbringen
Eine gute Gründüngung auf dem Gemüsebeet ist zum Beispiel mittels Phacelia oder Buchweizen möglich. Der ideale Zeitpunkt ist dann, wenn gerade kein Gemüse angebaut wird. Gründüngung bezeichnet das Aussäen, Anwachsenlassen und Einarbeiten von Pflanzen auf Kulturbeeten, mit dem Ziel dem Boden organisches Material zuzufügen und den Boden zu beschatten. Auch das Ausbringen von Pflanzenmulch auf den nackten Boden ist eine Möglichkeit, den Bodenorganismen Nahrung zur Verfügung zu stellen.
Mulchen
Eine Mulchauflage schützt Boden und Bodenbewohner vor direkter Sonneneinstrahlung, hitzebedingtem Austrocknen und dem Abschwemmen durch Niederschlag. Herabfallende Regentropfen haben durchaus viel Bewegungsenergie, welche bei unbedecktem Boden die Krümelstruktur zerstören. Als Mulchauflage können sämtliche organische Materialien genutzt werden, die im Garten anfallen. Zum Beispiel eignen sich Rasenschnitt, Heckenschnitt oder auch Laub.
Autor:
Tim Große Lengerich
Beisitzer im Vorstand des Landesverbandes