Ehrenamt & Kleingartenwesen: Die Anerkennung von Vereinsarbeit als Gemeinschaftsprojekt
Im Rahmen unserer Vorstandsratssitzung am 17. und 18. März 2023 hielt José Flume, Expertin für Beziehungsentwicklung, einen Kurzvortrag zum Thema „Vereinsarbeit und Ehrenamt heute“. Was steckt hinter unserer Motivation zur ehrenamtlichen Vereinsarbeit? Und warum sind wir dabei eigentlich gar nicht so selbstlos, wie wir oftmals denken? Die spannendsten Informationen aus diesem Vortrag haben wir in diesem Artikel für Sie zusammengetragen. Viel Spaß!
Was motiviert zum Ehrenamt im Kleingartenwesen?
Im Kleingartenwesen ist niemand auf sich allein gestellt. Wir helfen uns gegenseitig. Das gilt nicht nur für die Vereinsmitglieder in Ihrer Rolle als Parzellen-Nutzerinnen und -Nutzer. Viele unserer Mitglieder bekleiden ehrenamtliche Positionen. Damit geben sie etwas sehr Wertvolles zugunsten einer intakten Kleingartengemeinschaft: ihre Zeit.
José Flume machte in dem Vortrag deutlich: Der Motivation zum Ehrenamt liegt immer ein Motiv zugrunde. Dieses Motiv kann ein ganz einfaches sein – zum Beispiel das Vermeiden von Nachteilen oder auch das Bedürfnis nach Spaß. Das Motiv (v. lat. movere – bewegen) bewegt den Menschen. Es motiviert. Doch wo bleibt da der Gemeinschaftssinn?
Obwohl das Ehrenamt per Definition uneigennützig ist, wird es dennoch zum größten Teil aus persönlichen Motiven ausgeübt. - José Flume
Für das Kleingartenwesen bedeutet das, dass viele der Ämter unserer Mitglieder aus der Befriedigung eines eigenen Bedürfnisses heraus eingenommen werden. Das ist gar nicht so verwerflich, wie es auf den ersten Blick erscheint. Unsere Mitglieder investieren ihre Freizeit und leisten damit etwas für das Kleingartenwesen als Sozialstruktur. Dabei tun sie noch etwas für sich selbst. Für uns klingt das eindeutig nach einem gewinnbringenden Arrangement für beide Seiten.
Was müssen wir tun, um ehrenamtliches Engagement weiterhin zu beleben?
In der Runde mit José Flume wurde allen Gästen wiederholt deutlich, dass soziales und gemeinnütziges Engagement nicht von ungefähr kommt. Erst recht erhält es sich nicht selbsttätig aufrecht. Um das Ehrenamt im Kleingartenwesen attraktiv zu gestalten, müssen durch den Verein die richtigen Bedingungen geschaffen werden. Laut José Flume fußt Engagement auf diesen drei wesentlichen Werten:
- Vertrauen – Schafft Sicherheit für die Akteure. Stichwort: „sich öffnen”
- Verlässlichkeit – Schafft den Faktor Erwartbarkeit. Stichwort: „planen können“
- Verbindlichkeit – Schafft Orientierung. Stichwort: „sich an Vorgaben halten (können)”
Anerkennen, was wichtig ist & Ziele klar benennen
Des Weiteren fehle oft etwas wie eine Anerkennungskultur, so heißt es. Das bedeutet, Anerkennung zu kultivieren. Anders gesagt: Dankbarkeit soll nicht einfach nur zum guten Ton gehören, sie muss spürbar werden. Gleichzeitig, so wird klar, lassen die ehrenamtlichen Tätigkeiten vieler Vereine klare Ziele vermissen. Diese beiden Aspekte sind ebenso wichtige Voraussetzungen für eine funktionierende Gemeinschaft auf der Basis gemeinnütziger Ämter wie die oben erwähnten Werte.
Wir wissen, Mehrwert motiviert!
“Warum sollte ich? Ich habe ja nichts davon!” ist eine schmerzhaft ehrliche Aussage, die klarmacht, dass es sich bei gemeinnütziger Arbeit in Kleingartengemeinschaften nicht um eine sprichwörtliche Einbahnstraße handelt. Vertrauen, Verlässlichkeit und Verbindlichkeit sind zwar Aspekte, die ein Ehrenamt aufwerten. Doch was kann das Vereinsmitglied für sich selbst mitnehmen? Hier sind Mehrwerte enorm wichtig. Diese als Gemeinschaft und Verein zu ermöglichen, ist nicht immer einfach, doch ein erreichbares Ziel. Die wichtigsten Mehrwerte sind unter anderem:
- Erfolge erleben
- Anerkennung für Leistungen erhalten / Würdigung erfahren
- Beziehungen als gewinnbringend erleben
- Persönliches Wachstum erleben
Fazit: Dankbarkeit & Motivation bei der Vereinsarbeit hängen von der Gemeinschaft ab
Trotz persönlicher Beweggründe für ehrenamtliche Vereinsarbeit gilt der Dienst an der Kleingartengemeinschaft weiterhin als Leitziel. Um für Mitglieder attraktive und würdige Bedingungen zu schaffen, benötigen diese Unterstützung aus dem Miteinander heraus – in Form von Vertrauen, Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und angemessener Anerkennung.