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Vielfalt aus der Erde – Die Kartoffel im Garten

Noch ruht das Gold der Gartenerde in unseren Kellern. Spätestens in diesen Wochen wird es aber Zeit, sich neue Pflanzkartoffeln zu besorgen oder die eingelagerten Pflanzkartoffeln des vergangenen Jahres in den Garten zu holen.

Seit mehr als 300 Jahren ist die goldene Knolle von unserem Speiseplan und aus unseren Gärten nicht mehr wegzudenken. 1000 Sorten soll es vor 150 Jahren noch gegeben haben. Ihre Namen, wie zum Beispiel Sieglinde, Nicola oder Gloria, faszinieren und schaffen Assoziationen und die Blütengrößen und -farben sind verblüffend. Die Kartoffel war schon Gemüse des Jahres und hat es auch schon zur zweifelhaften Ehre der Giftpflanze des Jahres gebracht. Und am wichtigsten: Jede Gärtnerin und jeder Gärtner hat sich wohl schon an ihrem Anbau versucht.

Gelb, Lila, Rot und Weiß – Die Farben der Kartoffel

Das Bundessortenamt teilt die Knollen in fünf Reifezeiten ein:

  •  sehr früh
  •  früh
  • mittelfrüh
  • mittelspät 
  • spät

Wird versucht, diese Reifezeiten in Tagen anzugeben, ist eine mittelfrüh reifende Kartoffel wie Ditta nach 130 bis 150 Tagen erntereif ; ist sie also in der ersten Aprilwoche gepflanzt, wird frühestens Anfang August geerntet. Eine sehr frühe Kartoffel ist zum Beispiel die bekannte Annabelle, die bei entsprechender Witterung nach 100 Tagen geerntet werden kann. Eine mittelspät bis spätreifende Sorte ist z.B. Granola.

Sortenempfehlung für den kleinen Garten (robust und sicherer, guter Ertrag)

  • Rosara       sehr früh reifend, vorwiegend festkochend, rotschalig und gelbfleischig
  • Prinzess     früh reifend, straff aufrecht wachsendes Laub, festkochend, mit gleichmäßigen Knollen
  • Ditta           mittelfrüh reifend, sehr gut lagerfähig, festkochend, besonders schmackhaft, etwas                                anspruchsvoller hinsichtlich der Bodenverhältnisse
  • Laura         mittelfrüh reifend, vorwiegend festkochend, rotschalig und gelbfleischig, hoher Ertrag
        
Bildunterschrift

Von den alten, erhaltungswürdigen Liebhaber-Sorten ist das Bamberger Hörnchen wohl die bekannteste.
Sie ist eine spätreifende, robuste und festkochende Sorte mit sehr gutem Geschmack und mit einer leicht rosafarbenen Schale. Die Sorte Blauer Schwede ist die verbreitetste Sorte unter den lilafleischigen Kartoffeln mit dunkelblauer Schale. Mehlig kochend, mit weißer Schale und weißem Fleisch ist die Sorte mit dem interessanten Namen Kaiserkrone, perfekt geeignet für ein ganz helles Kartoffelpüree.

Kartoffeln anbauen

Die Pflanzkartoffeln

Als Pflanzkartoffeln werden gesunde Knollen mit einer für die Kartoffelsorte typischen, mittleren Größe ausgewählt. Diese Knollen sollten zur Ernte im Vorjahr besonders gut ausgereift gewesen sein. Vor dem Einlagern kann den ausgewählten Saatkartoffeln für ein bis zwei Tage ein Sonnenbad gegönnt werden. Hierbei werden Abwehrstoffe gegen Viren und andere Krankheiten gebildet. Die Kartoffeln gehen dadurch robuster in den Winter. Die Lagerung erfolgt dann optimalerweise, wie bei den Speisekartoffeln, kühl und dunkel bei 4 bis 6 °C.

Das Vorkeimen

Die Knollen können zum Vorkeimen ab Mitte März einlagig mit den Augen nach oben in Kisten bei Temperaturen über 10 °C und mit Kontakt zum Tageslicht aufgestellt werden. Besonders bei Frühkartoffeln verfrüht das Vorkeimen die Ernte noch zusätzlich. Wichtig ist das Vorkeimen auch bei Lagerkartoffeln wie Goldmarie, da diese sonst sehr lange im Boden liegen, ohne zu keimen. Die Kartoffeln werden nur so weit vor gekeimt, dass die Austriebe beim Pflanzen nicht abbrechen.

Der Boden und die Düngung

Die Kartoffel kann auf fast allen Gartenböden angebaut werden. Manche ungenutzte Ecke im Garten bietet noch die Möglichkeit, drei bis fünf Saatkartoffeln in den Boden zu legen. Eingefasst mit einem Rahmen aus Holzbohlen und abgedeckt mit einer Mulchschicht aus unreifem Kompost und Stroh - man ist über den Ernteerfolg, den dieses kleine Hochbeet erreichen kann, überrascht. Schwere und dauerfeuchte Böden sind für den Anbau ungeeigneter. Insbesondere die Frühkartoffeln bevorzugen tiefgründige, gut durchlüftete Böden, die sich schnell erwärmen. Die Kartoffel ist für reifen, abgelagerten Kompost und auch für ausreichend Stickstoffgaben dankbar. Ein silikatreiches und kalkarmes Urgesteinsmehl aus Vulkangestein kann neben den Kompostgaben sehr hilfreich für die Versorgung mit allen weiteren Nährstoffen sein.

Der Anbau – klassisch mit Dämmen und Anhäufeln

Ab Mitte April können die Kartoffeln in unseren Breiten in die Erde. Die Wahl der Pflanzabstände hängt von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel welche Arbeitsgeräte verwendet werden, ob angehäufelt oder gemulcht wird und welche Wuchsstärke die gewählte Sorte mit sich bringt. Üblich ist ein Pflanzabstand von 30 Zentimetern in der Reihe sowie 70 Zentimetern zwischen den Reihen (Dammanbau).

Es ist schwierig, in Bezug auf die Pflanztiefe richtig zu beraten. In schweren Böden sollte nur zirka fünf Zentimeter tief gepflanzt und direkt ein erster niedriger Damm über die Reihen angehäufelt werden. In leichteren, sandigen Böden können die Knollen 15 Zentimeter tief gelegt werden, und mit dem Anhäufeln kann gewartet werden, bis das Laub zirka 30 Zentimeter rausschaut.

Eine neue Variante – Mischkultur im Mulchbeet

Bereits ab Mitte März (aber auch später) können Dicke Bohnen als eine gute Mischkulturpartnerin der Kartoffeln in einem Reihenabstand von 60 cm den Raum zwischen den zukünftigen Kartoffelreihen markieren. Die Kartoffeln werden nach dem Erscheinen der Dicken Bohnen, ab Anfang Mai in Rillen (zirka fünf Zentimeter tief) gelegt und wieder mit Erde zugedeckt. Nach dem Legen der Knollen werden die Reihen zunächst mit einer dünnen Schicht Zeitungspapier abgedeckt und diese direkt mit etwas Erde beschwert. Die Lage Zeitungspapier soll das Auflaufen der Konkurrenzkräuter verhindern. Nach dem Erscheinen der Kartoffelstängel (Höhe ca. 15 cm) wird auf der ganzen Fläche eine zirka 10 Zentimeter hohe Schicht aus Stroh, gemischt mit frischem Kompost und Rasenschnitt verteilt. Vorher bitte ausreichend wässern! 

Ernte und Lagerung

Frühkartoffeln können ab Anfang Juli auch schon im grünen Stadium der Blätter nach Bedarf geerntet werden. Für alle anderen Kartoffeln sollte mit der Ernte gewartet werden, bis das Laub gelb gefärbt ist. Die späten Sorten werden oft erst nach dem vollständigen Absterben des Laubs geerntet. Insbesondere bei den Lagerkartoffeln darf sich die Schale zur Ernte nicht mehr abreiben lassen.

Zwei Tipps zum Verzehr der Kartoffel 

Giftstoffe in der Kartoffel

Bei grünen Stellen auf der Kartoffelschale ist Vorsicht geboten. Hier reichern sich der Giftstoff Solanin an. In jedem Fall sollten Kartoffeln, die schon angekeimt sind oder grün verfärbte Stellen aufweisen, immer großzügig geschält werden, also als Salzkartoffeln zubereitet werden. Noch ein weiterer Hinweis dazu: Alle oberirdischen, grünen Teile der Kartoffel sind giftig, darum war die Pflanze in 2022 auch Giftpflanze des Jahres. 

Zur Verwendung und Lagerung von festkochenden Kartoffeln

Die Sorten werden nach ihren Kocheigenschaften in drei Gruppen (Kochtypen) eingeteilt. Mehlig, vorwiegend festkochend und festkochend. Unterschiedliche Anbaubedingungen können dazu führen, dass der tatsächlich geerntete Kochtyp von dem für die Sorte angegebenen Typ abweicht. Sicher festkochende Sorten auch unter unterschiedlichen Anbaubedingungen sind Prinzess oder Goldmarie.

Für andere festkochende Sorten wie Sieglinde oder Cilena ist es wichtig, dass die Kartoffeln noch einige Zeit vor dem Verzehr lagern, um einen ausreichenden Stärkeabbau zu gewährleisten. Erst dann sind die Kartoffeln wirklich festkochend, buttrig und mit einer leichten Süße besonders schmackhaft, etwa zu kräftig gewürztem Grünkohl.

Mit einer Kartoffelpresse kann übrigens auch problemlos aus festkochenden Kartoffeln ein besonders leckeres Kartoffelpüree herstellt werden. Guten Appetit!


Autor:
Stephan Grote, hauptamtlicher Fachberater

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Stephan Grote